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Neuauflage der 90er? Furcht vor US-Kreditkrise

Die jüngsten Turbulenzen an den Anleihemärkten könnten der US-Investmentbank Bear Stearns zufolge schlimmere Auswirkungen haben als der Einbruch an den Aktienmärkten in den 80ern oder das Platzen der Blase bei den Internet-Aktien 2000. "Das ist das schlimmste, was ich in 22 Jahren gesehen habe", sagte Bear-Stearns-Finanzchef Sam Molinaro. Die Situation sei vergleichbar mit Marktereignissen wie Anleihekrise in den späten 90er Jahren.

Steigende Zinsen und fallende Immobilienpreise hatten zuletzt Schuldner mit geringer Bonität vermehrt in die Pleite getrieben. Weil die Finanzierungen gebündelt und als Derivate weiterverkauft wurden, sind neben den Banken auch Hedgefonds und andere Investoren betroffen. Zwei Hedge-Fonds von Bear Stearns brachen wegen der Krise bei den zweitklassigen Hypotheken bereits zusammen, in Deutschland geriet die Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB in die Schieflage. Die Furcht vor Kettenreaktionen löste an den Finanzmärkten heftige Turbulenzen aus und schickte am Freitag auch die deutschen Finanztitel tief ins Minus.

Suche nach einem Ausweg

Auf der Suche nach einer Lösung der Krise bei den zweitklassigen Hypotheken haben mehrere US-Banken nun auch die Kreditvergabe an Schuldner mit besserer Bonität eingeschränkt. Die viertgrößte US-Bank Wachovia stieg nach sogar ganz aus dem Geschäft mit "Alt-A"-Hypotheken aus. Diese Kredite liegen in der Bonität eine Stufe über den "Subprime Mortgages", die zuletzt besonders stark in Bedrängnis geraten waren.

Doch Experten glauben nicht, dass dies der richtige Weg ist. Sie befürchten, dass der Rückzug der Banken die Krise auf dem US-Immobilienmarkt zusätzlich anheizen könnte, weil sich so immer weniger Menschen Häuser kaufen können.

Mehr Regulierung?

Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger sprach sich für eine stärkere Banken-Regulierung in Deutschland ausgesprochen. In den vergangenen Jahren habe es auf den internationalen Finanzmärkten grundlegende strukturelle Veränderungen gegeben, sagte Bofinger im Deutschlandfunk. Viele Geschäfte, die bislang ausschließlich von regulierten Banken wahrgenommen worden seien, hätten sich etwa in Hedgefonds verlagert. Das Problem sei nun, die Risiken zu erkennen und abzuschätzen. Das Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung forderte mehr Transparenz und Regulierung, vor allem bei Instituten, die nichts oder zu wenig über ihre Aktivitäten preis gäben.

"Wenn Banken Geschäfte mit völlig unregulierten, intransparenten Akteuren machen, muss man eine deutlich höhere Risikovorsorge treffen als das bisher der Fall ist", sagte Bofinger. Für die Praxis der Bankenaufsicht sprach er sich für ein "Zwei-Klassen-Recht" aus: "Wer Informationen preis gibt, muss in der Bankenaufsicht deutlich besser behandelt werden als jemand, der sagt, mein Geschäftsprinzip ist, dass ich überhaupt nicht erzähle, was ich mache."

Quelle: ntv.de

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