Versorger kassieren ab Gas wird noch teurer
26.05.2008, 19:08 UhrFür Millionen Verbraucher in Deutschland wird Gas in den nächsten Wochen noch teurer. Übereinstimmend rechnen die Tarifexperten der Verbraucherportale Verivox und TopTarif in den nächsten Wochen mit Preisanhebungen auf breiter Front. Verivox geht davon aus, dass mindestens 100 Gasversorger im ganzen Bundesgebiet im Juni und Juli die Preise um durchschnittlich 10,0 Prozent erhöhen werden, wie Sprecherin Dagmar Ginzel am Montag berichtete.
Nach Angaben des Verbraucherportals TopTarif der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck erhöhen 21 Versorger die Gaspreise bereits zum 1. Juni im Schnitt um 8,5 Prozent. Damit hätten seit Jahresanfang mehr als 250 Anbieter ihre Preise heraufgesetzt.
Ende der Preisspirale nicht in Sicht
Zum 1. Juli würden bei weiteren 50 Versorgern Verteuerungen erwartet. Auf einen Vier-Personen-Haushalt in einem Reihenhaus könnten in einigen Städten in der Spitze Mehrkosten bis zu 223 Euro jährlich zukommen. Durch einen Anbieterwechsel könnten Verbraucher dagegen bis zu 600 Euro sparen.
Ausschlaggebend für den Preisanstieg beim Gas ist die Explosion der Rohölpreise in den vergangenen Monaten. Die Gaspreise sind mit einer Verzögerung von etwa sechs Monaten an die Preise für Mineralöl gekoppelt.
Ein Ende der Preisspirale ist nach Einschätzung von Ginzel nicht in Sicht. Im August und September sei bei zahlreichen weiteren Gasversorgern mit Anhebungen zu rechnen. Und spätestens mit Beginn der Heizperiode am 1. November könne es erneut auf breiter Front zu Verteuerungen kommen. Bereits am Wochenende hatte der größte deutsche Gasimporteur Eon Preiserhöhungen für Großkunden wie Stadtwerke angekündigt.
EnBW verzichtet zunächst
Allerdings marschieren nicht alle Gasversorger im Gleichschritt. Ein Sprecher der Energie Baden-Württemberg sagte in Stuttgart, im Augenblick plane der Energieversorger keine Erhöhung der Gaspreise. Man müsse aber genau beobachten, wie sich die Bezugskosten bei den Vorlieferanten entwickelten. Zum 1. Januar war der Tarif in der Grundversorgung um 6,9 Prozent angehoben worden.
Wirtschaftsminister Michael Glos hatte angesichts der Preiswelle bereis am Wochenende eine stärkere Kontrolle der Energiekonzerne angekündigt: "Die Konzerne werden dem Bundeskartellamt jeden Cent einer solchen Preiserhöhung erklären müssen", wurde der CSU-Politiker in der "Bild am Sonntag" zitiert.
Austermann für Abkoppelung des Gaspreises vom Ölpreis
Der schleswig-holsteinischen Wirtschaftsminister Dietrich Austermann plädierte angesichts der jüngsten Entwicklung dafür, den Gaspreis endlich vom Ölpreis abzukoppeln. Austermann sagte, angesichts der explodierenden Gaspreise in Deutschland sollte die Bundesregierung den kommenden G-8-Gipfel nutzen, um das Thema Energiepreise offensiv anzupacken. Dabei müsse Russland seine Bereitschaft signalisieren, von der international gängigen Praxis abzuweichen, den Gaspreis an den Ölpreis zu koppeln. Andernfalls müsse über das Verfahren der von Russland dringend gewünschten Ostsee-Pipeline nachgedacht werden.
Quelle: ntv.de