Welch eine Wonne! Günstig tanken und heizen
21.11.2008, 16:33 UhrInmitten der nicht abreißen wollenden Hiobsbotschaften aus der Wirtschaft gibt es doch derzeit einen Lichtblick für Verbraucher: Die Ölpreise sind wegen der Sorge vor den Folgen der Wirtschaftsflaute für die Nachfrage massiv eingebrochen. Die günstigen Preise dürften den einen oder anderen Zauderer jetzt doch überzeugen, dass die Zeit reif ist für eine Heizöl-Bestellung.
Experten sprechen mittlerweile von einer durch Spekulanten verursachten starken Übertreibung bei den Ölpreisen ebenso wie es zuvor beim enormen Ölpreisanstieg der Fall gewesen sei. Ebenso wie beim rasanten Ölpreisanstieg ist ein Rückgang der Preise deshalb genauso wenig vorherzusagen. Wer günstig tankt, sollte sich freuen. Wenn es morgen noch günstiger ist, sollte der Kunde sich aber nicht grämen, denn es könnte auch anders sein.
Innerhalb weniger Monate kam der Preis für ein Barrel Rohöl von seinem Rekordstand von fast 150 US-Dollar Anfang Juli bis auf unter 50 US-Dollar zurück- eine Entwicklung, die noch vor ein paar Monaten niemand in der Branche für möglich gehalten hätte.
Die Benzinpreise sind als Folge der günstigen Ölpreise so niedrig wie zuletzt vor dreieinhalb Jahren. Ein Liter Benzin ist im bundesweiten Durchschnitt auf 1,18 Euro gerutscht, Diesel kostet 1,17 Euro je Liter.
Auch der Preis für Heizöl ist im Durchschnitt von 14 großen deutschen Städten unter 65 Euro (für 100 Liter) gefallen und liegt nun bei 62,90 Euro - 4,30 Euro weniger als vor einer Woche. Bei Heizöl und Diesel erwarten die Marktkenner weitere Preisrückgänge, wenn die Öltanks der Verbraucher wieder gefüllt sind und der aktuelle Nachfrageboom etwas abklingt.
Marktübertreibung in beide Richtungen
Seit die großen institutionellen Investoren wie Banken oder Fondsgesellschaften das Rohöl als ganz normale Anlageform entdeckten, gingen die Verbraucher durch ein Wechselbad der Gefühle. In der ersten Jahreshälfte lief die Weltwirtschaft noch auf Hochtouren. Immer mehr Investoren spekulierten auf steigende Kurse und trieben die Ölpreise im Sommer auf ein Rekordhoch knapp unter der Marke von 150 US-Dollar je Barrel. Dann brachten eine dramatische Zuspitzung der Finanzkrise und ein unerwartet schneller und starker Einbruch der Konjunktur in den führenden Industriestaaten die plötzliche Wende an den Ölmärkten.
Der Rohstoffexperte Eugen Weinberg von der Commerzbank geht mittlerweile davon aus, dass sich die Ölpreise erst im Lauf der ersten drei Monate des kommenden Jahres über der Marke von 50 US-Dollar stabilisieren werden. "Ab dem Frühjahr 2009 rechnen wir dann wieder mit anziehenden Notierungen", sagte Weinberg. Ähnlich wie im vergangenen Frühjahr herrsche an den Ölmärkten wieder eine "spekulative Übertreibung, die mit fundamentalen Faktoren alleine nicht mehr zu erklären ist". Nur diesmal verläuft die Marktübertreibung nicht nach oben, sondern nach unten.
Spekulanten sehen schwarz für Öl
Der Grund für den massiven Einbruch der Ölpreise sei "bei dem extremen Pessimismus der Finanzinvestoren zu suchen", sagte Weinberg. Auch die Rohstoffexpertin Dora Borbly von der DekaBank erkannte zuletzt einen "stark zunehmenden Pessimismus" bei den Spekulanten an den Ölmärkten. Seit drei Jahren habe es nicht mehr "eine so ausgeprägte Mehrheit" gegeben, die auf fallende Ölpreise wettet. Die Zahl der sogenannten Leerverkäufe, also der Verkauf von Rohöl ohne es eigentlich zu besitzen, habe zuletzt ein historisches Rekordhoch erreicht.
Bei der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) wird die Entwicklung der Ölpreise mit großer Sorge verfolgt, weil die Förderländer ihre Einnahmen drastisch sinken sehen. Seit einigen Tagen verdichten sich die Hinweise, dass die Mitgliedsstaaten erneut reagieren werden. Die Ölminister des Kartells werden noch im November zu einem zweiten Sondertreffen innerhalb von drei Monaten zusammenkommen.
Für Expertin Borbly scheint dann eine offizielle Drosselung der Förderquote um insgesamt zwei Mio. Barrel bis zum Jahresende "durchaus realistisch". Aber selbst ein sinkendes Angebot der Opec wird nach Einschätzung der befragten Experten erst in den kommenden Monaten für eine Stabilisierung beim Ölpreis sorgen.
Quelle: ntv.de