Ohne Staatseinstieg verloren HRE-Chef warnt vor Crash
29.01.2009, 17:54 UhrDer Vorstandschef der Hypo Real Estate (HRE), Axel Wieandt, fordert einen schnellen Einstieg des Bundes bei der angeschlagenen Bank: "Die Hypo Real Estate hat nur mit Unterstützung des Bundes eine positive Zukunft", sagte Wieandt in seinem ersten Interview seit Amtsantritt der "Süddeutschen Zeitung". "Wir haben immer gesagt, dass Eigenkapital-Hilfen nötig sind, um die Fortführung der Bank zu ermöglichen."
Wieandt warnte davor, die HRE fallen zu lassen: "Ein Zusammenbruch unserer Bank birgt hohe Risiken für andere Elemente des Finanzsystems. Die Eskalation der Finanzkrise nach dem Fall von Lehman hat gezeigt, welche Auswirkungen Kettenreaktionen an den Märkten haben können."
Wieandt verwies darauf, dass die Bilanzsumme der HRE mit 400 Mrd. Euro ähnlich hoch sei wie die der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers. Den Ausführungen Wieandts zufolge ist es für die HRE derzeit nur schwer möglich, neue Kredite von privaten Kapitalgebern zu bekommen: "Für uns ist es im Moment sehr schwierig, uns an den Finanzmärkten zu refinanzieren", sagte Wieandt. "Wenn der Bund einsteigt, wäre dies das Vertrauenssignal, auf das die Märkte warten. Dann sind wieder ganz andere Kredite an uns möglich."
Wieandt sagte, der Vorstand der HRE sei im Falle eines Einstiegs des Bundes zur Absenkung des Gehalts auf 500.000 Euro bereit: "Der Vorstand würde das natürlich akzeptieren und die Gehälter, wo erforderlich, auf das notwendige Niveau senken." Wieandt zufolge erwägt die HRE zudem, sich umzubenennen. "Wir prüfen diese Frage, und es gibt erste Überlegungen in diese Richtung. Aber im Vordergrund steht jetzt nicht die Verpackung. Wir arbeiten mit Vorrang am Inhalt."
Enteignung der Aktionäre?
Unterdessen schließt Bundesfinanzminister Peer Steinbrück schließt nicht aus, die Aktionäre der HRE zu enteignen, um die Bank komplett verstaatlichen zu können. Auf die Frage, ob die Regierung auch die Enteignung der HRE-Aktionäre prüfe, sagte der SPD-Politiker der "Berliner Zeitung": "Ich kann und will nichts ausschließen." Entscheidungen gebe es bisher aber noch nicht.
"Man kann nicht auf Dauer Milliardensummen in ein großes schwarzes Loch pumpen, ohne dass sich etwas verbessert", sagte der Minister. Das dürfe die Regierung schon im Interesse der Steuerzahler nicht. "Also müssen wir auch die Voraussetzungen für eine mögliche Verstaatlichung prüfen, um eine grundlegende Sanierung maßgeblich mitzubestimmen."
Quelle: ntv.de