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EU-Finanzminister für Kodex Hedge Fonds an die Leine

Die Europäische Union will die hochspekulativen Hedge Fonds zu einem verbindlichen Verhaltenskodex bewegen, um Risiken für die Finanzmärkte zu begrenzen. Sie setzt dabei vor allem auf mehr Transparenz der nicht regulierten Fonds. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück sagte nach einem Treffen mit seinen EU-Kollegen und den Notenbankchefs am Samstag in Berlin, wichtig sei, dass die Einhaltung der Regeln dann auch überwacht werde. Beteiligen sollten sich jene bis zu 15 Prozent der Fonds, die bis zu 90 Prozent des Anlagevermögens besitzen. Dieses belief sich weltweit im vergangenen Jahr auf 1400 Mrd. US-Dollar (rund 1030 Mrd. Euro).

Hedge Fonds spekulieren mit riskanten Geschäften wie Leerverkäufen an den Finanzmärkten und gehen dabei oft hohe Verbindlichkeiten ein. In der EU ansässige Hedge-Fonds-Verwaltungen kamen auf Anlagen von rund 400 Mrd. US-Dollar (rund 294 Mrd. Euro). In den Blick der Finanzminister geraten zudem auch Private Equity Fonds, die auch über Kredite Risikokapital für Unternehmen bereitstellen, die sie später oft Gewinn bringend zerschlagen.

Der Präsident der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, rief dazu auf, die gute Konjunktur zu nutzen, um Vorsorge für Stabilität der Finanzmärkte in schlechteren Zeiten zu treffen. Bundesbank-Präsident Axel Weber sagte, viele der Finanzierungsinstrumente seien noch so neu, dass sie sich noch nicht in schlechten wirtschaftlichen Zeiten haben bewähren können. "Wir wollen sicher sein, dass diese neuen Spieler und Instrumente sich auch in weniger günstigen Zeiten gut verhalten." Die EU-Finanzminister wollen im Mai beim Treffen der sieben großen Wirtschaftsnationen (G-7) in Potsdam darüber auch mit den USA als wichtigem Hedge-Fonds-Standort beraten.

Weil die Fonds zunehmend auch von privaten Anlegern genutzt werden, müsse auch mehr an den Verbraucherschutz gedacht werden, sagte EU-Wirtschaftskommissar Joaquin Almunia. Investoren müssten mit mehr Transparenz besser geschützt werden.

Sorge vor Kettenreaktion

Mehrere internationale Gutachten unterstützen die Forderung nach mehr Transparenz, um Risiken durch den Zusammenbruch großer Fonds zu begrenzen. In einem Papier des Wirtschafts- und Finanzausschusses der EU hieß es, die Fonds spielten eine wichtige Rolle, weil sie den Finanzmärkten Geld bereitstellten. Sie könnten das Finanzsystem effizienter gestalten.

Sollten Hedge Fonds aber in Schwierigkeiten geraten, könnte dies direkte Auswirkungen auf eine Reihe großer Banken haben, warnen die Experten. Zudem seien Marktturbulenzen zu fürchten, weil viele Hedge Fonds in ähnliche Bereiche investierten. Dies könnte nach Auffassung der Experten bei Schwierigkeiten zu starken Kursschwankungen führen.

Darüber hinaus drohe ein Übergreifen einer Krise auf andere Bereiche wie etwa Pensionsfonds. Dies liege daran, dass sie auf ähnlichen Märkten aktiv seien wie die Hedge Fonds. Risiken gebe es schließlich auch, falls ein Fonds durch Managementfehler nicht genug Geld habe, um seine Verpflichtungen zu erfüllen. Die Handelspositionen vor allem bei Anleihen müssten stets genau bewertet werden, um Zahlungsprobleme zu verhindern.

Die Antwort auf die Risiken sucht die EU in mehr Transparenz. Umstritten ist allerdings, wie weit die Offenlegung gehen soll. Während einige sich mehr Informationen quer durch die Branche wünschen, sehen andere darin ein Risiko für das Geschäftsmodell der Fonds.

Quelle: ntv.de

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