Manager gut gelaunt Ifo-Index überrascht
24.04.2009, 10:32 UhrDie deutsche Wirtschaft hofft auf ein Ende der Konjunktur-Talfahrt. Im April hellte sich die Stimmung der Unternehmen nach zwei Rückgängen in Folge überraschend deutlich auf. Der ifo-Geschäftsklimaindex stieg von 82,2 Punkten im Vormonat auf 83,7 Punkte. Der Dax legte nach den Zahlen kräftig zu und stieg zeitweise über 4.600 Punkte
Vor allem ihre Zukunftsaussichten schätzten die befragten Unternehmen deutlich optimistischer ein, aber auch die Urteile zur gegenwärtigen Lage verbesserten sich. "Der Rückgang der Wirtschaftsleistung dürfte sich damit deutlich verlangsamen", erklärte ifo-Präsident Hans-Werner Sinn.
Prognosen düsterer als die Stimmung
Noch am Vortag hatten die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrem Frühjahrsgutachten für dieses Jahr einen Einbruch der Wirtschaftsleistung um sechs Prozent prognostiziert. Dennoch rechneten viele Experten bereits damit, dass sich das Geschäftsklima wieder etwas bessert, allerdings hatten sie einen geringeren Anstieg prognostiziert. Der ifo-Konjunkturexperte Gernot Nerb sieht Signale dafür, dass sich die Wirtschaft dem Tiefpunkt nähert. Unsicher sei aber noch, ob eine längere Talsohle bevorstehe oder die Konjunktur rasch wieder auf die Beine komme, sagte Nerb.
Der ifo-Index gilt als wichtigster Frühindikator der deutschen Wirtschaft. Er wird aus der monatlichen Befragung von rund 7.000 Unternehmen aus Industrie, Groß- und Einzelhandel sowie aus der Bauwirtschaft ermittelt. Vor allem der Index für die Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate legte im April zu von 81,6 auf 83,9 Punkte. Der Index für die derzeitige Geschäftslage stieg von 82,7 auf 83,6 Punkte. Experten zufolge rückt nun eine Bodenbildung für die Konjunktur näher. "Die Wirtschaftsleistung wird zwar weiter schrumpfen, aber mit geringeren Raten", sagte Gerd Haßel von der BHF-Bank. Im ersten Quartal dürfte das Bruttoinlandsprodukt dagegen noch kräftig zurückgegangen sein. Analysten hatten im Schnitt lediglich mit einem Anstieg des Ifo-Index auf 82,3 Punkte gerechnet.
In der Industrie verbesserte sich das Klima im April. Zwar beurteilten die Unternehmen ihre derzeitige Lage kaum besser als noch im Vormonat, doch zeigten sie sich für das kommende halbe Jahr spürbar weniger skeptisch. Das Auslandsgeschäft dürfte nach Einschätzung der Industriefirmen etwas langsamer schrumpfen. Trotzdem bleibt es bei den Stellenabbau-Plänen vieler Unternehmen. Auch die Auslastung der Maschinen und Geräte ging im April im Vergleich zum Jahresbeginn deutlich zurück.
Auch im Einzel- und Großhandel hellte sich die Stimmung auf. Beide Branchen beurteilten ihre momentane Geschäftslage günstiger als im März. Für die kommenden sechs Monate zeigten sich die Einzelhändler allerdings pessimistischer. Viele Unternehmen fürchteten offenbar, dass der erwartete Anstieg der Arbeitslosigkeit auf die Konsumlaune der Verbraucher drücken wird, sagte Nerb.
Im Baugewerbe kühlte sich das Klima im April etwas ab. Zwar blieb die derzeitige Lage der Unternehmen nahezu unverändert, doch schätzten die Baufirmen die Entwicklung in den kommenden sechs Monaten zurückhaltender ein. Das dürfte auch daran liegen, dass die Konjunkturpakete der Bundesregierung erst später greifen, sagte Nerb.
Schockstarre bricht auf
Die einbrechende weltweite Nachfrage hat die exportlastige deutsche Wirtschaft hart getroffen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) sagte kürzlich in seiner Prognose für 2009 einen Einbruch des Welthandels um elf Prozent vorher. Die Firmen des Verarbeitenden Gewerbes gingen nun aber von einem etwas langsameren Schrumpfen des Auslandsgeschäfts aus, sagte Sinn.
Die deutsche Wirtschaft steckt derzeit in der tiefsten Rezession seit Gründung der Bundesrepublik. In ihrem Frühjahrsgutachten sagen die Forschungsinstitute für 2009 ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung um sechs Prozent voraus. Ab dem Sommer wird sich die deutsche Wirtschaft aber allmählich aus ihrer Schockstarre lösen, glaubt Bundesbankpräsident Axel Weber. "Vermutlich bekommen wir schon im Laufe dieses Jahres einen weniger starken Abwärtsdruck, wahrscheinlich im Sommer", sagte Weber. An den Interbankenmärkten habe sich bereits zunehmend eine Entspannung eingestellt. "Wir sind noch nicht aus der Talsohle heraus, aber einige Anzeichen für eine Besserung gibt es in der Tat", sagte Weber.
Quelle: ntv.de