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Deutsche nicht so bedürftig Ifo kritisiert Armutsbericht

Die Menschen in Deutschland sind nach Ansicht von Ifo-Chef Werner Sinn nicht so bedürftig wie im Armutsbericht der Bundesregierung dargestellt. Es stimme nicht, dass jeder achte Deutsche arm sei, schrieb der Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung in einem Beitrag für die "Wirtschaftswoche".

Bei dieser vom Bundesarbeitsministerium verbreiteten Zahl werde das Armutsrisiko fälschlicherweise mit tatsächlicher Armut gleichgesetzt. "Kaum jemand, der sich in Deutschland legal aufhält, ist arm", erklärte Sinn. Sozialhilfe und Arbeitslosengeld II sicherten bei normalen Wohnkosten ein Einkommen, das bei etwa 55 Prozent des mittleren Einkommens liege, so der Ifo-Chef.

2005 habe der durchschnittliche monatliche Hartz-IV-Anspruch eines Einpersonenhaushaltes bei 700 Euro gelegen, die Armutsgrenze bei 520 Euro. "Das zeigt, dass alleinlebende Hartz-IV-Empfänger nach der in Deutschland und international üblichen Definition nicht arm sind." Nach amtlicher Definition seien nur rund vier Prozent der Bevölkerung arm.

Hartz-IV verzerrt Statistik

Zudem kritisierte Sinn die Verwendung veralteter Daten für den Armutsbericht. Der Bericht beziehe sich auf das Jahr 2005 und ignoriere, dass der jüngste Konjunkturaufschwung allein in Westdeutschland mindestens 1,1 Mio. Stellen "über das Maß hinaus gebracht hat, das man nach einer Fortschreibung früherer Konjunkturmuster erwarten konnte". Dieser Arbeitsplatzgewinn habe auch erheblich zum Rückgang der Armutsgefährdung und zur Stabilisierung der Mittelschicht beigetragen.

Falsche Schlussfolgerungen seien zudem entstanden, weil in der Armutsstatistik unterstellt werde, dass zwei Singles zusammen ein Drittel mehr Einkommen brauchen als ein Paar. Auch die Hartz-IV-Regelungen führten zu Verzerrungen: "Wohnen beide Partner zusammen, gehören sie zur Mittelschicht und gelten nicht als armutsgefährdet. Deklarieren sie getrennte Haushalte, um mehr Geld vom Staat zu bekommen, zählt der arbeitslose Partner plötzlich als armutsgefährdet."

Quelle: ntv.de

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