Finanz-Turbulenzen Kanzlerin will Transparenz
18.08.2007, 11:37 UhrBundeskanzlerin Angela Merkel hat mit Blick auf die weltweiten Turbulenzen an den Börsen nach der Hypotheken-Krise in den USA eine größere Transparenz der Finanzmärkte angemahnt. Wir müssen beispielsweise bei den Hedge-Fonds künftig wissen, wo das Kapital herkommt und wie hoch die Kredit-Risiken sind, sagte Merkel der "Bild am Sonntag".
"Wir haben es oft mit einer nicht mehr durchschaubaren Weiterverwertungskette von Kredit-Risiken zu tun, für die am Ende alle haften. Und es müssen die einflussreichen Rating-Agenturen auf den Prüfstand. Es muss künftig klar sein, auf welcher Grundlage sie ihre Bewertungen von Unternehmen vornehmen. Das kann keine schwarze Box sein, wo etwas herauskommt, das keiner nachvollziehen kann", unterstrich die Regierungschefin.
Die Bundesregierung werde nicht nachlassen, auf mehr Transparenz zu drängen. Die Entwicklung der vergangenen Wochen beweise, wie dringend erforderlich eine größere Transparenz auf den internationalen Finanzmärkten sei. "Es ist unbefriedigend, wie lange es braucht, bis international entsprechende Maßnahmen vereinbart werden können. Deutschland hat das Thema bei der G8-Präsidentschaft auf die Tagesordnung gesetzt", sagte Merkel.
Steinbr ück will handeln
Als Folge der Börsenturbulenzen im Zuge der US-Hypothekenkrise hat Bundesfinanzminister Peer Steinbrück Konsequenzen für die Finanzmarktaufsicht angekündigt. "Wir müssen uns im Lichte der Erfahrungen Gedanken machen, wie wir mit der ohnehin anstehenden Veränderung der Finanzaufsicht umgehen", sagte der SPD-Politiker der "Frankfurter Rundschau".
Eine für diesen Monat zu dem Thema geplante Kabinettsvorlage werde verschoben, um die aktuellen Erkenntnisse mit zu verarbeiten. Hinweise, dass die Krise überschwappt auf Konjunktur, Wachstum und Beschäftigung, gebe es aber nicht, betonte der Finanzminister. "Ernst zu nehmen" sei sie allerdings mit Blick auf die Finanzmärkte.
Steinbrück zeigte Verständnis für Zweifel, ob die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) im Fall der Deutschen Industriebank IKB zu spät regiert habe. Die Frage sei berechtigt. Es habe zwar an Prüfungen und Sonderprüfungen nicht gefehlt. Diese hätten aber keine Beanstandungen ergeben oder Risiken ausgewiesen. Die IKB war durch Fehlspekulationen auf dem US-Immobilienmarkt in eine Schieflage geraten.
Auch bei den Rating-Agenturen mahnte der Minister Korrekturbedarf an. "Ich teile die Kritik der EU-Kommission an den Rating-Agenturen." Er sei auch verwundert darüber, dass Rating-Agenturen noch sorglos ihre besten Noten vergeben hätten, als Medien über die Risiken auf dem Hypothekenmarkt bereits sehr zutreffend berichtet hätten. Den Banken warf Steinbrück mangelnde Vorsicht vor.
Quelle: ntv.de