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4,5 Mrd Dollar für Chrysler Kerkorian will bieten

Der amerikanische Multimilliardär Kirk Kerkorian (89) hat völlig überraschend 4,5 Milliarden Dollar (3,4 Mrd. Euro) in bar für die angeschlagene US-Tochter von DaimlerChrysler geboten. Das Kaufangebot für die Chrysler Group erfolgte am Donnerstagabend über seine Investmentfirma Tracinda. Es ist der zweite Versuch des legendären Investors, Chrysler zu übernehmen. Kerkorian war 1995 mit einer Kaufofferte von knapp 23 Milliarden Dollar beim US-Autobauer abgeblitzt. Chrysler war dann 1998 von Daimler-Benz für rund 36 Milliarden Dollar übernommen worden.

Die Aktien von DaimlerChrysler schossen zum Wochenschluss an der New Yorker Börse (NYSE) kräftig um 5,26 Prozent auf 84,80 Dollar in die Höhe gegenüber einem Zwölfmonatstief von 45,98 Dollar im Juni 2006. Die Wall Street geht jetzt von einer Übernahmeschlacht aller Chrysler-Interessenten aus.

"Alle Optionen offen"

"Wir können bestätigen, dass wir in Gesprächen mit potenziellen Partnern sind", erklärte DaimlerChrysler-Sprecher Han Tjan in New York. Es seien "alle Optionen offen". "Zu Tracinda können wir keine Stellung nehmen", betonte er. DaimlerChrysler-Konzernchef Dieter Zetsche hatte am Mittwoch auf der DaimlerChrysler-Hauptversammlung in Berlin erstmals Gespräche mit Chrysler-Interessenten bestätigt, aber keine Bieter genannt.

Nach bisher unbestätigten Berichten liegen auch Kaufangebote der US-Investmentfirmen Cerberus Capital sowie der gemeinsam vorgehenden Blackstone Group und Centerbridge Partners vor. Der kanadische Zulieferer und Autohersteller Magna International wolle Chrysler ebenfalls kaufen. Die Magna-Offerte soll bei 4,7 Milliarden Dollar liegen. Andere Schätzungen gehen von einem möglichen Kaufpreis von bis zu neun Milliarden Dollar aus. Die Firmen nahmen keine Stellung.

Der Vorstoß Kerkorians erfolgte in einem Schreiben seines Investmentberaters und früheren Chrysler-Finanzchefs Jerome B. York an Zetsche und den Aufsichtsrat des deutschen Autoriesen. Die Tracinda-Offerte ist allerdings mit vielen Auflagen verbunden.

Kerkorian offerierte den Chrysler-Mitarbeitern über die amerikanische Automobilarbeitergewerkschaft UAW (United Auto Workers) "eine erhebliche" Beteiligung an Chrysler. Das Chrysler-Management solle ebenfalls beteiligt werden. Vorbedingung seien ein neuer "befriedigender Tarifvertrag" mit der Gewerkschaft und eine "gerechte Vereinbarung mit Chrysler über die Teilung der nicht finanzierten Pensionsverpflichtungen und der Krankenversicherungskosten der Chrysler-Rentner". Die Altlasten werden von Fachleuten auf 18 Milliarden Dollar geschätzt.

Tracinda will Exklusivrecht

Tracinda will ein "exklusives" Recht auf Einsicht in die Chrysler-Bilanzen für 60 Tage und ist bereit, 100 Millionen Dollar bei einem Treuhänder zu hinterlegen. 25 Millionen Dollar sollen an DaimlerChrysler gehen, falls keine Transaktion zustande kommt.

Es sei das Beste, wenn Chrysler als privates Unternehmen geführt werde und nicht an der Börse notiert sei. Eine Sanierung des Autobauers sei nicht innerhalb kurzer Zeit möglich. Um Chrysler wieder wettbewerbsfähig zu machen, seien fünf bis sieben Jahre nötig. So müsse die Produktpalette vollständig erneuert und um "grüne" Angebote erweitert werden. Verbesserungen seien zudem bei der Qualität nötig, um Kunden zurückzugewinnen.

Chrysler hatte 2006 einen operativen Verlust von 1,5 Milliarden Dollar und war wegen enormer Marktanteil- und Absatzverluste in geschäftliche Schwierigkeiten geraten. Chrysler soll mit der Freisetzung von weiteren 13.000 Mitarbeitern sowie einer Werksschließung und Produktionskürzungen zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre saniert werden.

Kerkorian war einst mit zehn Prozent größter Chrysler-Einzelaktionär. Er hatte Ende 2000 in einer später gescheiterten US-Klage neun Milliarden Dollar Schadenersatz von DaimlerChrysler verlangt. Er sei benachteiligt worden, weil die angebliche Fusion Gleicher im Jahr 1998 eine Übernahme gewesen sei.

Der Investor hatte im vergangenen Jahr mit einer knapp zehnprozentigen Beteiligung an General Motors den weltgrößten Autokonzern zu einer Dreierallianz mit Renault und Nissan veranlassen wollen. GM hatte nach mehrmonatiger Prüfung abgelehnt, und Kerkorian hatte seine GM-Aktien wieder verkauft.

Quelle: ntv.de

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