Aufstand bei Siemens Kleinfeld ist einverstanden
11.01.2008, 20:18 UhrEx-Siemens-Chef Klaus Kleinfeld hat sich dafür ausgesprochen, seine eigene Entlastung durch die Hauptversammlung zu verschieben. "Ich bin absolut damit einverstanden, dass der Vorstand und der Aufsichtsrat so lange nicht entlastet werden, bis alle Sachverhalte aufgeklärt sind", sagte Kleinfeld der "Süddeutschen Zeitung" in New York.
Im Auflösungsvertrag sei ihm zwar zugesichert worden, dass der Aufsichtsrat seine Entlastung beantragen werde, so Kleinfeld. Er bestehe aber nicht auf den Passus, solange nicht alle Fragen in dem Korruptionsskandal aufgeklärt seien.
Die Debatte um eine vorläufige Nicht-Entlastung bezeichnete Kleinfeld "eine gute Sache". Seinen Posten hatte er im Zuge der Affäre im vergangenen Jahr räumen müssen. Sein Nachfolger Peter Löscher rechnet durch die Schmiergeldaffäre noch mit jahrelangen Nachwirkungen. Im Gespräch mit den "Nürnberger Nachrichten" sagte er: "Wir werden noch viele Jahre mit den Nachwirkungen zu tun haben." Vor allem in den USA droht Siemens eine saftige Geldstrafe durch die dortige Börsenaufsicht SEC. Löscher baut das Dax-Unternehmen derzeit radikal um. Schmiergeldzahlungen solle es künftig auf keinen Fall mehr geben. Sollten sie gefordert werden, "dann wollen wir dieses Geschäft nicht", so Löscher.
Aktionärsverbände wollen die ehemalige Siemens-Spitze auf der Hauptversammlung Ende Januar nicht aus der Verantwortung für die Korruptionsaffäre entlassen.
Der einflussreiche US-Aktionärsverband ISS, die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) hatten Mitte der Woche angekündigt, den meisten, wenn nicht gar allen früheren Manager die Entlastung zu verweigern. In der Regel folgt rund ein Viertel des Aktienkapitals von Siemens den Empfehlungen der ISS. Die deutschen Verbände sperren sich zusätzlich gegen die Entlastung der alten Garde der Aufsichtsräte.
Bislang haben sich die Konzerne mit ihren Vorschlägen bei den rechtlich praktisch folgenlosen Abstimmungen meist durchsetzen können. Bereits im vergangenen Jahr waren die Verbände mit ihren Anträgen auf Nicht-Entlastung gescheitert.
Die Hauptversammlung für das Geschäftsjahr 2007 findet am 24. Januar 2008 in München statt.
Quelle: ntv.de