Beratungen am Sonntag Krisentreff bei Arcandor
28.09.2008, 16:32 UhrDer Aufsichtsrat des angeschlagenen Handels- und Touristikunternehmens Arcandor ist Unternehmenskreisen zufolge am Sonntag zu einer Krisensitzung zusammengekommen. Laut Medienberichten geht es um einen möglichen Verkauf der Touristik-Tochter Thomas Cook. Ob es zu Ergebnissen komme und ob es noch am Sonntag eine Mitteilung geben werde, sei völlig offen, hieß es aus dem Umfeld des Unternehmens. Arcandor wollte dazu keine Stellung nehmen.
Derzeit hält Arcandor 52 Prozent an Thomas Cook. Das Tourismusunternehmen erwirtschaftete nach Angaben des "Handelsblatt" mit 8,5 Mrd. Euro 60 Prozent des Umsatzes von Arcandor. Es ist die einzige Sparte, mit der Arcandor Geld verdiene. Die Aussicht, dass Arcandor sich für sein Überleben möglicherweise von seiner Ertragsperle trennen müsse, hatte unter den Aktionären Panik ausgelöst.
Die Aktie verlor seit Mittwochabend zwischenzeitlich knapp 46 Prozent ihres Wertes. Im Zusammenhang mit dem Absturz der Arcandor-Aktie gibt es harte Kritik an Vorstandschef Thomas Middelhoff.
Tausende Jobs in Gefahr
"Die Schlinge um Vorstandschef Thomas Middelhoff zieht sich zu", sagte Marc Tüngler von der Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". "Die Banken müssen sich ihrer Verantwortung bewusst sein", forderte er. "Versetzen sie Arcandor jetzt den Todesstoß, hängen Tausende Arbeitsplätze daran."
Wie das "Handelsblatt" schreibt, hat das Aktienpaket der Versandhauserbin Madeleine Schickedanz stark an Wert verloren. Die rund 53 Prozent, die der Pool Madeleine Schickedanz an dem Handels- und Tourismuskonzern hält, seien Anfang Januar noch 1,9 Mrd. Euro wert gewesen. Dieser Betrag hat sich seither um rund 1,7 Mrd. Euro reduziert. Am Freitag habe der Anteil wertmäßig nur noch bei 234 Mio. Euro gelegen.
Anleger aufgeschreckt
Ausgelöst hatte den Kursrutsch eine irreführende Kommunikationspolitik. Der Konzern hatte zunächst am Mittwoch verkündet, sich mit den Gläubigerbanken über dringend benötigte Kredite geeinigt zu haben. Spekulationen, wonach die Banken als Pfand Anteile der Tochter Thomas Cook verlangten, wurden vom Konzern dementiert. Die Aktie schoss daraufhin um zeitweise 20 Prozent in die Höhe.
Am Abend teilte Arcandor dann per Pflichtmitteilung mit, dass sich der Konzern möglicherweise doch von Beteiligungen trennen müsse. Diese Nachricht wirkte auf die Börse wie ein Schock. Da Thomas Cook derzeit der einzige Ertragsbringer im Konzern ist, löste die Nachricht über einen möglichen Verkauf gleichzeitig Spekulationen über ein drohendes Ende des Konzerns aus.
Vor vier Jahren hatte das Unternehmen noch unter seinem alten Namen KarstadtQuelle schon einmal kurz vor dem Zusammenbruch gestanden.
Quelle: ntv.de