EZB spielt auf Zeit Leizins bleibt stabil
04.10.2007, 15:12 UhrWegen der Unsicherheiten an den Finanzmärkten hat die Europäische Zentralbank (EZB) erneut auf eine Zinserhöhung verzichtet. Allerdings machte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet deutlich, dass die Währungshüter immer noch bereit sind, mittelfristig mit einer weiteren Zinserhöhung die drohende Inflation zu bekämpfen. "Unsere Geldpolitik steht bereit, Aufwärtsrisiken für die Preisstabilität zu begegnen", sagte der Franzose.
Die Währungshüter ließen den Schlüsselzins für Kredite an Geschäftsbanken damit bei vier Prozent. Trichet begründete dies damit, dass die Bank zunächst mehr Informationen zu den Folgen der Finanzmarktturbulenzen abwarten wolle. Der EZB-Präsident vermied einen klaren Hinweis auf den künftigen Zinskurs der Notenbank.
Bereits Anfang September hatte die Zentralbank auf ihre ursprünglich signalisierte Zinserhöhung wegen der Unsicherheiten an den Märkten verzichtet. Diese Unsicherheiten trübten den Ausblick für die Wirtschaft ein, sagte Trichet nun. Die EZB werde alle Entwicklungen noch sehr genau beobachten.
Die Entscheidung der EZB kommt für die Finanzmärkte nicht überraschend. Viele Fachleute hatten damit gerechnet, dass die Zentralbank wegen der Finanzmarktturbulenzen auf Zeit spielt und noch mehr Daten abwarten will, um sich dann alle Optionen offen zu halten. Wegen des wirtschaftlichen Umfelds erwarten ohnehin nur noch wenige Experten in diesem Jahr eine Zinserhöhung der EZB. Grund dafür sind der Euro-Höhenflug, gestiegene Marktzinsen und die Teuerungsrate. Sie war im September erstmals seit einem Jahr wieder über die Marke von zwei Prozent geklettert, während die EZB ihr wichtigstes Ziel - die Preisstabilität - bei Werten knapp darunter gewährleistet sieht.
Trichet betonte wieder die Risiken für stabile Preise auf mittlere Sicht. Seit Ende 2005 hat die Zentralbank ihren Leitzins auf vier Prozent verdoppelt, um die Inflation während des Aufschwungs im Zaum zu halten.
Die Unsicherheiten an den Finanzmärkten hatten vor allem den Geldmarkt belastet, da sich Banken aus Angst vor Verlusten untereinander kaum noch Geld liehen. Dies hatte die Marktzinsen deutlich verteuert und neben der EZB auch andere Notenbanken dazu veranlasst, zusätzliche Milliarden in den Geldkreislauf zu pumpen. Wegen der Hypothekenkrise hat die US-Notenbank Fed bereits die Zinswende eingeläutet und ihren Leitzins auf 4,75 Prozent gesenkt, um weiteren Schaden für die Wirtschaft abzuwenden. Die Bank of England hingegen ließ ihren Leitzins am Donnerstag unverändert bei 5,75 Prozent.
Quelle: ntv.de