Fahndung nach Informanten Liechtenstein tritt nach
12.03.2008, 15:37 UhrDas Fürstentum Liechtenstein hat den mutmaßlichen Auslöser der Steueraffäre mit Deutschland öffentlich zur Fahndung ausgeschrieben. Der 42-jährige Liechtensteiner werde auch mit einem internationalen Haftbefehl gesucht, wie die Landespolizei in Vaduz mitteilte. Rechtlich stütze sich die mit einem Foto des Gesuchten versehene Fahndung auf einen Haftbefehl des Fürstlichen Landgerichts von Ende Februar. Bei einer Verhaftung im Ausland werde sofort die Auslieferung des in Liechtenstein früher bereits wegen mehrerer Delikte verurteilten Verdächtigen beantragt, hieß es weiter.
Der Mann soll dem Bundesnachrichtendienst (BND) gestohlene Kundendaten der LGT Treuhand, einer Tochter der fürstlichen LGT Bank, verkauft und dafür mehrere Mio. Euro kassiert haben. Das brachte die Affäre ins Rollen, deren prominentestes Opfer zunächst Postchef Klaus Zumwinkel wurde, der umgehend zurücktrat. Die LGT-Bank hat nach eigenen Angaben ebenfalls Anzeige gegen den ehemaligen Mitarbeiter erstattet. Der Mann, der in Liechtenstein bereits wegen des Datendiebstahls verurteilt worden war, soll laut LGT das Material illegal an den BND weitergegeben haben. Dabei sollen Anwaltskanzleien als Zwischenhändler gedient haben.
Informant fürchtet um sein Leben
Der mutmaßliche Datendieb war von April 2001 bis November 2002 als externer IT-Fachmann bei der LGT Treuhand tätig. Seine Aufgabe war nach Angaben der Bank, im Zuge der Überführung von Datenbeständen in ein elektronisches Archiv eingescannte Unterlagen zu überprüfen.
Am Wochenende hatten Medien berichtet, der Mann fürchte um sein Leben. Nach Informationen des Magazins "Der Spiegel" beschwerte sich der unter neuem Namen lebende Informant per Mail beim BND über seine Enttarnung und forderte einen abermaligen Wechsel seiner Identität. Das Magazin "Focus" berichtete ebenfalls, der Mann habe sich mehrfach per E-Mail und am Telefon bei seinem Agentenführer gemeldet. Er habe dem BND vorgeworfen: "Ihr gefährdet mein Leben."
Abtauchen in Südamerika
Dem deutschen Auslandsgeheimdienst war es nicht gelungen, die Identität des Informanten zu schützen. Laut "Focus" verlangte er "verängstigt eine neue Identität vom BND, um damit eventuell in Südamerika unterzutauchen". Der Geheimdienst habe das vorerst abgelehnt. Der Informant ist laut "Focus" inzwischen von Australien nach Europa zurückgekehrt und hat Nachforderungen gestellt.
Übereinstimmend hatten "Spiegel", "Focus" und "Süddeutsche Zeitung" auch berichtet, dass der Informant am 24. Januar 2006 an die im Internet verzeichnete allgemeine Mail-Adresse des BND geschrieben hatte und brisante Informationen zu Geldanlagen internationaler Mafiabanden und deutscher Steuerhinterzieher im Fürstentum anbot. Am 11. Mai 2006 gab es in Straßburg im Elsass ein erstes Treffen.
Quelle: ntv.de