19 Prozent mehr Managergehälter sprudeln
26.07.2007, 15:49 UhrDie sprudelnden Gewinne der Dax- Unternehmen haben 2006 die Bezüge der deutschen Top-Manager so stark in die Höhe getrieben wie seit Jahren nicht. Die Gehälter der Vorstandschefs der 30 größten deutschen Unternehmen stiegen im Vergleich zum Vorjahr um fast 19 Prozent auf durchschnittlich 4,6 Mio. Euro, wie die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) am Donnerstag in Frankfurt mitteilte. Damit kletterte das Durchschnittsgehalt der Top-Manager zwischen 2003 und 2006 um mehr als die Hälfte (52 Prozent).
Alle Dax-Vorstände zusammen verdienten 2006 rund 560 Mio. Euro, 16,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Das durchschnittliche Gehalt eines "einfachen" Vorstandes belief sich im vergangenen Jahr auf 2,5 Mio. Euro und lag damit um gut 16 Prozent über dem Vorjahr. Bei einer allgemeinen Gehaltssteigerungsrate von 1,5 bis 3,0 Prozent sei die massive Erhöhung der Vorstandsbezüge "nicht gerechtfertigt", kritisierte der SdK-Vorsitzende Klaus Schneider. Die Aufsichtsräte sollten dieser Entwicklung Einhalt gebieten. Allerdings genehmigten diese sich 2006 selbst einen Zuschlag von 16 Prozent auf 59 Mio. Euro.
Laut SdK-Vergütungsstatistik war Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann erneut der Spitzenverdiener: Er bekam 2006 den Berechnungen zufolge 13,2 Mio. Euro. Dicht dahinter folgt der RWE- Vorstandsvorsitzende Harry Roels mit rund 12,3 Mio. Euro. Auf Platz drei kam SAP-Chef Henning Kagermann mit 9 Mio. Euro. Vergleichsweise bescheiden werden die Vorstandsvorsitzenden von Lufthansa und Postbank, Wolfgang Mayrhuber und Wulf von Schimmelmann, bezahlt. Sie gingen 2006 mit etwas mehr als 2 Mio. Euro nach Hause. Am wenigsten bekam TUI-Chef Michael Frenzel mit 1,7 Mio. Euro.
"Wir wollen keine Sozialisierung der Vorstandsvergütungen", stellte Schneider klar. Auf Dauer könne aber ein Unternehmen solche Gehaltssteigerungen des Topmanagements nicht verkraften, zumal diese für Unfrieden in der Belegschaft sorgen könnten. "Das kann nicht so weitergehen", verlangte der SdK-Vorsitzende. Möglicherweise habe die individualisierte Offenlegung der Vorstandsgehälter, die 2006 erstmals in den Konzernabschlüssen verlangt wurde, den extremen Anstieg befördert. Allerdings spiegelten die ausgewiesenen Beträge bei weitem nicht den Gesamtumfang der Vergütung wider, da etwa Pensionszusagen oder Zuflüsse aus Aktienoptionen nicht aufgeführt würden.
Die SdK bemängelte beim Kodex für gute Unternehmensführung (Corporate Governance) eine Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit. "Was den Interessen der Betroffenen zuwiderläuft oder ihnen unbequem ist, wird gerne nicht erfüllt", sagte SdK-Vorstand Willi Bender. So habe erst der Gesetzgeber für die geforderte Transparenz bei den Vorstandsvergütungen sorgen müssen. Auch der nahtlose Übergang vom Vorstands- in den Aufsichtsratsvorsitz sei immer noch möglich. Die SdK forderte eine neue Zusammensetzung der Kommission, in der eine Mehrheit von Anlegervertretern berufen werden solle. Zudem müsse die Einhaltung der Regeln besser überwacht werden, was ebenfalls nur mit einer anderen Besetzung der Kommission möglich sei.
Quelle: ntv.de