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Liechtensteiner Kontodaten Mediziner unter Verdacht

Die Affäre um Schwarzgeldkonten in Liechtenstein weitet sich nach Süddeutschland aus. Die Rostocker Staatsanwaltschaft verfügt seit kurzem über Unterlagen mit den Daten von etwa 1850 deutschen Kunden der Liechtensteinischen Landesbank (LLB). Seit Monaten laufen bereits in einem anderen Fall Ermittlungen gegen Hunderte deutscher Steuersünder.

Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" weisen die nun aufgetauchten Belege einen Vermögenswert von gut drei Milliarden Euro aus. Die Unterlagen mit den Kontodaten der LLB wurden vergangenen Freitag in einem Prozess vor dem Rostocker Landgericht übergeben. Seit April müssen sich vor einer Strafkammer in der Hansestadt drei Angeklagte wegen "gewerbs- und bandenmäßiger Erpressung" verantworten. Die Männer sollen die LLB um mindestens neun Millionen Euro erpresst haben. Das Vaduzer Geldhaus ging lange Zeit davon aus, im Besitz sämtlicher Kopien zu sein.

Wie eine heiße Kartoffel

Die Qualität der jetzt übergebenen Unterlagen sei noch nicht verlässlich überprüft worden. Wie die "SZ" berichtet, soll es sich dabei um Kopien jener Kontodaten handeln, die ein früherer Mitarbeiter der LLB zwischen August 2000 und Februar 2003 gesammelt hatte und mit denen er die Bank erpressen wollte. Als Gruppenleiter in der Wertschriftenverwaltung habe er zu den heikelsten Daten ungehinderten Zugang gehabt. Er wurde wegen versuchter und vollendeter Erpressung verurteilt. Die Unterlagen seien danach in der kriminellen Szene vagabundiert, schreibt die Zeitung.

In den Dokumenten, die im Prozess übergeben wurden, finden sich laut "SZ" die Namen der Kunden, Kontoabflüsse und Kontozuflüsse, sonstige Belege und auch die vertraulichen Passwörter, die den Zugang auch zu anonymen Konten ermöglichen. Die Staatsanwaltschaft hat bislang noch nicht gezählt, wie viele Kunden es genau waren.

Bis zu vier Namen pro Blatt

Nach Angaben einer Anwältin des Hauptbeschuldigten, die alle Dokumente übergab, sollen es etwa 1850 Kunden sein. Auf geschätzten 600 Seiten finden sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft pro Blatt zwei bis vier Namen von Kontoinhabern.

Wie die die Zeitung weiter schreibt, wohnen viele der Kunden in Süddeutschland und im Rheinland. Zu den Kunden sollen zahlreiche Mediziner gehören, das sei "nach Angaben von Insidern daran erkennbar, dass bei den Namen oft 'Dr. med.' stehe". Auf den Konten sollen sich überwiegend Millionenbeträge befinden, in einigen Fällen sogar in zweistelliger Höhe.

Die Spurensicherung läuft

Die Unterlagen sollen zunächst von Spezialisten auf Echtheit untersucht werden. Parallel dazu soll die Polizei die Kopien kriminaltechnisch auf Spuren untersuchen. Die Steuerfahndung werde dann sogenannte Verprobungen vornehmen und das Material an die jeweils zuständigen Kollegen im Bundesgebiet weiterreichen.

Die Finanzämter werden demnach vorab prüfen, ob Zinsen aus diesen Vermögen in Deutschland versteuert wurden. In der Regel sei das nicht der Fall. Anders als bei den Schwarzgeld-Ermittlungen der Bochumer Staatsanwaltschaft solle es kein zentrales Verfahren geben.

Keine Verbindung zum Ex-Postchef

Mit dem Fall um illegale Stiftungen bei der liechtensteinischen LGT-Bank, in dem die Bochumer Strafverfolgungsbehörde auch gegen den früheren Post-Chef Klaus Zumwinkel ermittelt, steht der Rostocker Fall nicht in Verbindung. Im LGT-Fall wird derzeit gegen 350 Verdächtige ermittelt, weitere 420 Fälle werden geprüft. Ein Großaufgebot an Steuerfahndern brauchte etwa fünf Monate, um die Ermittlungen in Gang zu bringen. Laut "SZ" hat die Bochumer Staatsanwaltschaft seit Februar rund 110 Mio. Euro Steuernachzahlungen eingetrieben.

Quelle: ntv.de

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