Rating-Agenturen im Visier Merkel will Transparenz
30.08.2007, 14:13 UhrBundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat angesichts der Turbulenzen auf den Finanzmärkten erneut wirksame Transparenz-Regeln für Hedge-Fonds und Rating-Agenturen gefordert. Vor einem japanischen Wirtschaftsforum plädierte Merkel am Donnerstag in Tokio dafür, die Arbeit der internationalen Rating-Agenturen, die die Kreditwürdigkeit von Schuldnern bewerten, klarer zu durchleuchten. Diese Agenturen hätten mehrfach sehr gute Noten ausgestellt, "was sich später nicht mehr bewahrheitet hat".
Merkel bekräftigte zugleich die Forderung, weltweit auch wirksame Transparenzrichtlinien für die bisher weitgehend unkontrollierten und hoch spekulativen Hedge-Fonds zu schaffen. Die Risiken, die durch diese Finanzanlagen entstünden, müssten unter Umständen "von der Menschheit bezahlt werden". Es könne in einer Demokratie den Bürgern nicht erklärt werden, dass sich die Politik nicht mit diesen Risiken auseinandersetze. Es könne nicht sein, dass es sehr strenge Regeln für Aktien gebe, aber nicht für die vielen neuen Finanzprodukte.
Merkel hatte mit Blick auf die weltweiten Turbulenzen an den Börsen nach der Hypotheken-Krise in den USA mehrfach eine größere Transparenz der Finanzmärkte angemahnt. Durch die Krise waren auch die Mittelstandsbank IKB und die öffentlich-rechtliche Sachsen LB in erhebliche Schieflage geraten. Wie auch die EU-Kommission will Merkel die einflussreichen Rating-Agenturen auf den Prüfstand stellen. Es müsse künftig klarer sein, auf welcher Grundlage sie ihre Bewertungen von Unternehmen vornehmen, hatte Merkel kürzlich erklärt. Die Agenturen beurteilen Unternehmen und Staaten. Ihre Noten reichen von "AAA" (besonders guter Schuldner) bis "D" (zahlungsunfähig).
Auch die EU-Kommission hatte angekündigt, im Zusammenhang mit der Krise im amerikanischen Markt für zweitklassige Hypotheken (Subprime- Kredite) die Rolle der Rating-Agenturen unter die Lupe zu nehmen. So soll auch der freiwillige Verhaltenskodex geprüft werden, den sich Rating-Agenturen wie Standard & Poors', Moody's und Fitch nach dem Zusammenbruch des US-Energiekonzerns Enron auferlegt hatten. Damals war von Interessenkonflikten die Rede, weil die Agenturen von den Firmen bezahlt werden, deren Kreditwürdigkeit sie bewerten. Es gebe den Eindruck, die Rating-Agenturen hätten Investoren zu spät gewarnt, hatte es jetzt in Brüssel geheißen. Die Verbesserung des Kodex' sei eine Option, gesetzliche Regulierung eine weitere.
In der Vergangenheit hatte es auch Bemühungen gegeben, eine europäische Bewertungsagentur als Gegengewicht zu den etablierten Rating-Agenturen zu schaffen. Unter anderem die deutsche Industrie warf den Agenturen mögliche "Amerikalastigkeit" bei ihren Bewertungsregeln vor. Um Wettbewerb im Rating-Markt zu stärken, wäre die Zulassung weiterer Agenturen ein erster Schritt, hatte die Industrie im Jahr 2004 gefordert. Auch die Kreditwirtschaft hatte seinerzeit die Offenlegung der angewandten Rating-Verfahren und - methoden verlangt, um Interessenkonflikte zu vermeiden.
Quelle: ntv.de