"Das reinste Blutbad" Merrill Lynch schockt Börsianer
24.10.2007, 16:05 UhrDie Krise am amerikanischen Hypothekenmarkt hat die US-Investmentbank Merrill Lynch erstmals seit sechs Jahren tief in die Verlustzone gerissen. Das Institut musste allein im dritten Quartal auf Wertpapiere aus dem US-Markt für schwach besicherte Hypothekenkredite ("Subprime") acht Milliarden Dollar abschreiben - fast doppelt so viel wie bisher erwartet. Unter dem Strich stand von Juli bis September ein Minus von 2,3 Milliarden Dollar, wie Merrill Lynch am Mittwoch in New York mitteilte. Vor einem Jahr erzielte das Geldhaus noch einen Gewinn von drei Milliarden Dollar.
Die Bank habe angesichts der derzeitigen Schwierigkeiten an den Kreditmärkten Subprime-Papiere konservativer bewertet, begründete Merrill-Chef Stan O'Neal die höheren Abschreibungen. Anfang Oktober hatte das Institut noch 4,5 Milliarden Dollar Wertberichtigungen in Aussicht gestellt. "Wir gehen davon aus, dass die Marktbedingungen für den US-Subprime-Markt weiterhin unsicher bleiben", prognostizierte O'Neal. "Aber wir werden alles tun, um die Folgen für uns in den Griff zu bekommen."
Börsianer waren geschockt. "Das ist das reinstes Blutbad", sagte Analyst Bill Fitzpatrick von JohnsonFamily Funds. Die Quartalszahlen seien ein sehr schlechtes Zeugnis für das Risikomanagement der US-Bank. "Ich bin mir sicher, dass weitere Köpfe rollen werden", fügte er hinzu. Im Sommer hatte das größte US-Brokerhaus bereits zwei Top-Manager entlassen. Die Merrill-Lynch-Aktien verloren an der Wall Street fast zwei Prozent auf 66,23 Dollar.
Merrill Lynch steht mit den schlechten Quartalszahlen nicht alleine da: Wettbewerber wie die US-Investmentbanken Morgan Stanley und Citigroup sowie die Schweizer Großbank UBS und die Deutsche Bank mussten im dritten Quartal, in dem die Finanzkrise voll durchgeschlagen hatte, Milliardeneinbußen hinnehmen.
Zuwächse verbuchte Merrill Lynch im dritten Quartal dagegen im Vermögensmanagement und im Investmentbanking. Bei der Beratung von Unternehmen bei Übernahmen und Fusionen steigerte Merrill die Erträge gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fast ein Viertel auf eine Milliarde Dollar. Im Vermögensmanagement legten die Erträge um 29 Prozent auf 3,5 Milliarden Dollar zu. Dazu habe auch der im vergangenen Jahr übernommene Vermögensverwalter BlackRock beigetragen.
Quelle: ntv.de