Bis Ende 2009 Middelhoff bleibt länger
23.04.2008, 10:20 UhrArcandor-Chef Thomas Middelhoff nimmt sich ein Jahr länger Zeit für den Umbau des Essener Touristik- und Handelskonzerns. Der Aufsichtsrat verlängerte seinen Vertrag bis Ende 2009, positionierte aber Versandhandels-Chef Marc Sommer zugleich als seinen möglichen Nachfolger. "Wir haben derzeit mehrere wichtige strategische Weichenstellungen in den Bereichen Warenhaus und Homeshopping in der Phase der Vorbereitung und Realisierung", sagte Middelhoff auf der Hauptversammlung am Mittwoch in Düsseldorf. Vor allem von Investoren sei die Bitte an ihn herangetragen worden, "diesen wichtigen Abschnitt noch persönlich zu begleiten".
Nach dem Ende seiner Amtszeit will Middelhoff in den Aufsichtsrat zurückkehren. Der Chef der Versandhandelssparte Primondo, Sommer, wurde zum stellvertretenden Vorstandschef ernannt, "um die Kontinuität der Führung sicherzustellen und weil wir noch große strategische Pläne mit Primondo vorhaben", wie Middelhoff sagte. Der Chef der Touristik-Tochter Thomas Cook, Manny Fontenla-Novoa, rückt in den Vorstand auf. Die Bedeutung von Thomas Cook im Konzern hat stark zugenommen. Der Umsatzanteil liegt bei rund 60 Prozent, im Rumpfjahr 2007 (Januar bis September) schrieb allein die Reisetochter schwarze Zahlen.
Middelhoff ist seit Mai 2005 Vorstandschef von Arcandor, nachdem er die Geschicke des Unternehmens seit 2004 zunächst als Aufsichtsratschef begleitet hatte. Der frühere Bertelsmann-Chef sollte den kränkelnden früheren KarstadtQuelle-Konzern wieder in die Spur zu bringen. Dazu stieß er Spezial-Versandhäuser und den Verlustbringer Neckermann ab, baute im Versandhandel 5000 Stellen ab und baute die Touristiksparte aus. Um die Schulden zu senken, trennt sich Arcandor von seinen Immobilien. Sonst würde es Arcandor gar nicht mehr geben, sagte der Konzernchef.
Kaufhof nicht einzige Option
Doch Middelhoff ist mit dem Umbau noch nicht fertig. Sowohl Karstadt als auch Primondo will Middelhoff kapitalmarktfähig machen und internationaler aufstellen. Ein Auge hat Middelhoff auf die Metro-Tochter Kaufhof geworden. Das sei aber nicht die einzige Option. "Wer unsere Strategie auf den Erwerb des Kaufhofs minimiert, wird zu kurz springen", sagte er den Aktionären. "Wir verfügen inzwischen über eine ganze Reihe von Optionen im In- und Ausland und wir prüfen sie alle gründlich." Arcandor werde aber keine überhöhten Preise zahlen oder unter Zeitdruck entscheiden, versprach er.
Mit seiner Vertragsverlängerung signalisiert Middelhoff auch Verantwortung für die mittelfristige Gewinnprognose, die sich vor allem auf Cook stützt. Arcandor erwartet 2008/09 einen Umsatz von über 23 Mrd. Euro und ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) der operativen Bereiche von mehr als 1,3 Mrd. Euro. Für Primondo stellte Middelhoff ein Ebitda von bis zu 210 Mio. Euro in Aussicht, bei Karstadt gehe er von einem Ebitda am unteren Ende der Spanne von 260 bis 300 Mio. Euro aus.
Erstmals gab Arcandor auch eine Prognose für das laufende Jahr. 2007/08 (bis September) sollen die operativen Bereiche ein bereinigtes Ebitda von über 800 Mio. Euro erreichen.
Die Anleger reagierten positiv auf die Nachrichten: Die Aktie lag fast vier Prozent im Plus. Damit ist das Papier aber immer noch weit von dem Kurs von "40 Euro plus" entfernt, den Middelhoff anstrebt. Er sehe dafür das negative Umfeld als Grund und nicht "unternehmensspezifische Faktoren", sagte Middelhoff.
Quelle: ntv.de