Preissteigerung und Zinsen Miese Stimmung im Euroraum
28.09.2007, 13:17 UhrDie Wirtschaftsstimmung im Euroraum hat sich im September weitaus deutlicher eingetrübt als erwartet, was eine Zinsanhebung der Europäischen Zentralbank (EZB) in der kommenden Woche trotz der auf 2,1 Prozent gestiegenen Jahresteuerung vollends unwahrscheinlich macht. Der von der Europäischen Kommission veröffentlichte Sammelindex zur Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung sank auf 107,1 Punkte von revidiert 109,9 (vorläufig: 110,0) im August. Volkswirte hatten einen Indexstand von 109,0 erwartet.
Mit Ausnahme der Baubranche ging die Zuversicht in allen Wirtschaftsbereichen zurück, wobei die Abschwächung im Einzelhandel besonders deutlich ausfiel. Die Zuversicht der Industrie verschlechterte sich auf plus 3 von plus 5 im Vormonat. Volkswirte hatten lediglich einen Rückgang auf plus 4 Punkte prognostiziert. Beim Verbrauchervertrauen wurde ein Indexstand von minus 5 (Vormonat: revidiert minus 4) gemeldet. Ökonomen hatten einen Indexstand von minus 4 erwartet. Zugleich ging der von der Kommission berechnete Geschäftsklimaindex auf plus 1,09 Punkte von revidiert plus 1,37 (vorläufig: plus 1,41) Punkten im August zurück. Ökonomen hatten einen Stand von plus 1,33 erwartet.
"Die Turbulenzen an den Finanzmärkten haben das Vertrauen in der Wirtschaft schwer erschüttert", kommentierte Commerzbank-Volkswirt Christoph Weil die Daten. Da jedoch nicht nur das erfahrungsgemäß besonders reagible Verbrauchervertrauen, sondern auch die Industriestimmung deutlich sank, mochte Weil den Rückgang des Sammelindex jedoch nicht allein den Finanzmärkten zuschreiben.
Zugleich stieg die Teuerung im Euroraum wie erwartet im September auf 2,1 Prozent und verletzt damit erstmals seit August 2006 die Stabilitätsnorm der EZB von "unter, aber nahe zwei Prozent" Inflation. Gleichwohl rechnet kein Beobachter noch mit einer Zinserhöhung der Notenbank in der kommenden Woche und auch die Wahrscheinlichkeit einer Zinsanhebung bis Ende 2007 wird nur noch als gering eingestuft.
Quelle: ntv.de