"Die Daten sind sicher" Obermann beschwichtigt
26.05.2008, 16:20 UhrNach Bespitzelungen bei der Deutschen Telekom bemühen sich der Konzern und sein Großaktionär Bund um Schadensbegrenzung. "Die Daten unserer Millionen Mobilfunk- und Festnetzkunden sind sicher", sagte Telekom-Chef Rene Obermann der "Bild"-Zeitung.
"Fälle von Fehlverhalten müssen aufgeklärt werden und harte Konsequenzen nach sich ziehen." Die Bundesregierung stärkte Obermann am Montag den Rücken. Es gebe keinen Grund, das Vertrauen in Obermann infrage zu stellen, sagte Finanzministeriumssprecher Torsten Albig.
Der Konzern hatte am Wochenende eingeräumt, dass zwischen 2005 und 2006 mindestens ein Jahr lang Telefondaten ausspioniert worden sind. Dem "Spiegel" zufolge waren Manager, Aufsichtsräte und Journalisten von der Bespitzelung betroffen. Die Telekom habe versucht, undichte Stellen zu stopfen, damit vertrauliche Informationen nicht weiter an die Öffentlichkeit gerieten. Die Staatsanwaltschaft Bonn entscheidet diese Woche, ob sie auf Grundlage der von der Telekom selbst eingereichten Unterlagen Ermittlungen einleitet.
Wer sind die Strippenzieher?
Den Auftrag zu den Ausforschungen will aber niemand gegeben haben. Der damalige Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel wies über seinen Sprecher einen Bericht des "Handelsblatt" zurück, wonach er einem Mitarbeiter der Konzernsicherheit den Auftrag erteilt habe. Auch der damalige Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke bestritt, die Ausspähung angeordnet zu haben. Die Konzernsicherheit war zum besagten Zeitraum dem damaligen Personalvorstand Heinz Klinkhammer unterstellt. "Alle Aufträge an die Konzernsicherheit hätten über meinen Schreibtisch gehen müssen", sagte Klinkhammer dem "Handelsblatt". "Ich wusste davon aber nichts."
Sollte sich der Verdacht erhärten, würde das das Image der Telekom beschädigen. Aufsichtsräte, die das Unternehmen kontrollieren sollen, wären in ihrer Privatsphäre ebenso verletzt wie Journalisten, für die die Pressefreiheit gilt. "Das Fernmeldegeheimnis zu verletzen, ist ein absolutes Tabu", kritisierte der Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Marco Cabras. Er verwies darauf, dass sich die Telekom auch um Aufträge in sensiblen Bereichen wie dem digitalen Polizeifunk oder der Gesundheitskarte bewerbe.
Der Vorsitzende der zu Verdi gehörenden Journalistenunion dju, Malte Hinz, sagte, die Vorgänge bestätigten jedes Argument gegen die Datenvorratsspeicherung. Mit ihr können Strafverfolger bei Verdacht auf eine schwere Straftat und mit richterlicher Genehmigung Daten bei Telefonanbietern einsehen.
Börse reagiert gelassen
Die Affäre kommt für die Telekom zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Gerade erst berappelt sich das gebeutelte Inlandsgeschäft etwas, einen Vertrauensverlust bei den Kunden kann sich der Konzern nicht leisten. Der Aktienkurs kommt nicht aus seinem Tief. An der Börse schlug die Affäre trotzdem keine großen Wellen. Die T-Aktie war am Montag mit einem Plus von zeitweise fast zwei Prozent sogar einer der größten Gewinner im Deutschen Aktienindex Dax. Die jüngsten Nachrichten beeinflussten nicht das Ergebnis, sagte ein Händler.
Die Analysten der Landesbank Baden-Württemberg halten es für unwahrscheinlich, dass Telekom-Chef Rene Obermann durch die Affäre beschädigt wird. Den Aktienkurs könnten die Vorwürfe aber unter Druck setzen. Die Analysten von Sal. Oppenheim wiesen auf einen möglichen Imageschaden wie auch auf eventuelle Anzeigen gegen die Telekom und personelle Konsequenzen hin.
Quelle: ntv.de