Wenn alles gut geht Öl Ende 2008 billiger
14.01.2008, 12:52 UhrDer Ölpreis wird seinen jüngsten Preisrekord von mehr als 100 US-Dollar je Barrel (159 Liter) nach Einschätzung der US-Investmentbank Lehman Brothers in diesem Jahr noch übertreffen. Erst Ende 2008 sei mit einer Entspannung zu rechnen, sagte Edward Mose, Energie-Experte der Bank. "Der Ölpreis wird sich in diesem Jahr zwischen 70 und 110 Dollar bewegen", schätzt Mose. Bis Ende 2008 erhöhe sich demzufolge auch der Durchschnittspreis für ein Barrel auf bis zu 90 Dollar.
Ab dem vierten Quartal dieses Jahres rechnet der Experte mit einer Preisentspannung und einem durchschnittlichen Preis von 75 Dollar. Damit ergebe sich im Gesamtjahr ein Durchschnittspreis von 84 Dollar (Vorjahr: 72,67 Dollar) - vorausgesetzt, es gebe keine größeren geopolitischen Spannungen.
Für diese Preisentwicklung sieht Morse drei Gründe: Die weltweite Ölnachfrage wird seiner Ansicht nach in diesem Jahr weiter steigen und um 1,5 Millionen Barrel (Vorjahr: 1,2 Millionen) pro Tag zulegen. Damit liege der Gesamttagesbedarf für 2008 bei 86,8 Millionen Barrel (Vorjahr: 85,3 Millionen). Das kräftige Wachstum der aufstrebenden Märkte wie China, Indien oder Brasilien schlage sich in dem größeren Öldurst nieder. Ab 2009 dürfte sich aber das Wachstum der Ölnachfrage auf eine Million Barrel pro Tag verlangsamen, schätzt Morse.
Mehr Kapazitäten, geringere Nachfrage
Zusätzlich werde sich in Zukunft das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage deutlich verbessern. Dies begründet Morse mit vergrößerten Produktionskapazitäten, vor allem in Saudi-Arabien, erhöhten Öl-Lagerbeständen und einer durch vermindertes Wirtschaftswachstum gebremsten Nachfrage.
Drittens seien die Ölpreise vor allem durch Finanz-Spekulanten auf die jüngsten Rekordstände getrieben worden, sie spiegelten daher nicht den realen Wert und die tatsächliche Öl-Nachfrage wider. Der Ölmarkt werde aber auch weiterhin anfällig für Spekulanten sein.
"Ich bin sehr dankbar, dass der Ölpreis zum ersten Mal eine dreistellige Marke erreicht hat. Es entmystifiziert die Zahl 100", sagte Morse. Einen deutlichen Ausbruch über die von ihm prognostizierten maximalen 110 Dollar je Barrel sieht er nicht. Immer vorausgesetzt, es komme nicht zu unvorhersehbaren größeren Versorgungsengpässe oder politischen Spannungen. Dann könne der Preis je Barrel Höchststände jenseits der 150- oder 200-Dollar-Marke erklimmen.
Quelle: ntv.de