Rätselhafte Abschiedszene Polizei sucht Spekulanten
12.06.2008, 12:04 UhrDie US-Polizei sucht einen zu 20 Jahren Haft verurteilten Hedgefonds-Manager, der Investoren um 450 Mio. Dollar geprellt hat. Der 48-jährige Samuel Israel sollte am Montag seine Gefängnisstrafe antreten, tauchte aber nicht auf. Gefunden wurde nur der Geländewagen des Mannes: Er stand in der Nähe der mehr als 40 Meter hohen Bear-Mountain-Brücke im Bundesstaat New York.
In den Staub auf der Motorhaube waren die Worte "Suicide is painless" ("Selbstmord tut nicht weh") gemalt - ein Satz aus dem Titelsong der 70er-Jahre-Militärserie M.A.S.H. Einen richtigen Abschiedsbrief gab es nicht.
Zeugen für einen Sprung Israels von der Selbstmörder-Brücke gibt es bislang ebenfalls nicht, auch eine Leiche wurde nicht gefunden. Die Polizei suche nach Israel, sagte eine Sprecherin, "wir schließen keine Möglichkeit aus". Die Polizei veröffentlichte das Bild Israels und das seines Autos.
Daher herrscht allgemeines Rätselraten, ob es sich um Selbstmord oder eine geschickte Inszenierung handelt. Die Polizei warnt auf ihrem Fahndungsplakat, der Mann könne bewaffnet und gefährlich sein. Israel war im April wegen Betrugs zu der 20-jährigen Haftstrafe verurteilt worden. Der Anklage zufolge legte er Millionen von US-Dollar nicht in seinem Fonds namens Bayou an, sondern gab sie für sich selber aus.
400 Millionen veruntreut
Der Zusammenbruch des Hedgefonds Bayou war einer der größten Betrugsfälle im Zusammenhang mit einem Hedgefonds an der Wall Street. Der Fonds hatte noch im Juli 2005 angegeben, 400 Mio. Dollar an Vermögen zu verwalten. Nur wenige Tage später stellte Israel jeglichen Geschäftskontakt zu seinen Kunden ein und löste das Büro in New York auf. Die US-Aufsichtsbehörden stellten fest, dass der Fonds 400 Mio. Dollar an Anlegergeldern verspielt hatte. Offenbar hatte der 1995 gegründete Fonds schon seit 1998 Geld verloren, diese jedoch jahrelang vertuscht.
Sollte sich Israels Verschwinden als Selbstmord herausstellen, wäre das der zweite Fall innerhalb eines Monats, in dem sich ein US-Hedgedonds-Manager nach aufgeflogenem Betrug das Leben genommen hat. Vergangene Woche hatte sich im US-Bundesstaat Georgia der 37-jährige Kirk Wright erhängt. Er hatte seine Anleger um 150 Mio. Dollar betrogen.
Quelle: ntv.de