Kein Stellenabbau geplant RWE bekommt neue Struktur
24.02.2009, 19:21 UhrRund anderthalb Jahre nach seinem Amtsantritt stellt RWE-Chef Jürgen Großmann den Energiekonzern neu auf. Der bislang auf diverse Gesellschaften verteilte Vertrieb von Strom und Gas im Inland solle teilweise gebündelt und auch das Auslandsgeschäft aus einem Guss gesteuert werden, teilte der Versorger mit. Mit der bis zum Herbst geplanten "neuen RWE", will Großmann die Strukturen des "Tankers RWE" vereinfachen und Doppelfunktionen vermeiden.
Der Konzern gab zugleich bekannt, für 2008 eine Dividende von 4,50 (Vorjahr: 3,15) Euro je Aktie zahlen zu wollen. Analysten hatten allerdings im Schnitt die Dividende mit 4,65 Euro erwartet. Am Donnerstag stellt RWE seinen Geschäftsbericht 2008 vor.
"Wir verkaufen ein relativ simples Produkt mit einer komplizierten Struktur", hatte Großmann nach der Übernahme des Vorstandspostens erklärt. Die Zwischenholding RWE Energy schafft er nun komplett ab. Die bisher dieser unterstellten Regionaltöchter bindet RWE direkt an die AG. Die größten Regionalversorger - RWE Rhein Ruhr und Westfalen Weser Ems - werden zu einer Vertriebs- und einer Verteilnetzgesellschaft zusammengelegt.
Kein Stellenabbau geplant
Im Herbst hatte bereits der Konkurrent Eon den Strom- und Gasvertrieb gestrafft und wesentliche Aufgaben wie Produktentwicklung und Preisgestaltung für ganz Deutschland einer neuen Gesellschaft übertragen. Mit einer Zentralisierung des deutschlandweiten Vertriebs wolle RWE seine Marktanteile deutlich ausbauen, erläuterte Großmann. Ob RWE die bis 2012 geplanten Kostensenkungen von 1,2 Mrd. Euro mit dem neuen Konzept erhöhen könne, sei offen, sagte ein Sprecher. Ein Stellenabbau sei nicht geplant, betriebsbedingte Kündigungen seien bis 2012 ausgeschlossen.
Die deutschen Regionalversorger galten gegenüber neu aufgetretenen Wettbewerbern als unflexibel. Zudem hatten sie mit Preiserhöhungen zahlreiche Kunden vergrault. Im ersten Halbjahr 2008 kehrten rund 200.000 Kunden RWE den Rücken. Der bisherige Chef des Kölner Konkurrenten RheinEnergie, Rolf Martin Schmitz, soll im Vorstand künftig den Vertrieb, die Erzeugung und das Netzgeschäft in Deutschland verantworten. Das bislang der Zwischenholding Energy unterstellte Höchstspannungsnetz wird ebenfalls direkt an die AG angebunden.
Im Ausland will RWE die Märkte künftig stärker national steuern. Die Verantwortung für das operative Geschäft außerhalb Deutschlands liegt bei Ulrich Jobs. Der 55-Jährige hält bereits als Chief Operating Officer (COO) Großmann im Tagesgeschäft den Rücken frei. Jobs ist damit künftig auch für die Integration des niederländischen Versorgers Essent verantwortlich, den der Konzern für 9,3 Mrd. Euro übernehmen will.
Neben Schmitz gewann Großmann einen weiteren bekannten Vertreter aus dem Energiebereich: den bisherigen Chef der Deutschen Energieagentur (dena), Stephan Kohler. Der 56-Jährige soll eine neue Gesellschaft für Energieeffizienz und Energiedienstleistungen leiten. Vor einem Jahr hatte Großmann bereits den ehemaligen Chef des Hamburger Windkraftanlagenbauers RePower, Fritz Vahrenholt, für die Spitze der neuen Ökostromtochter RWE Innogy gewonnen.
Quelle: ntv.de