Meldungen

Lufthansa im Gespräch SAS sucht Investor

In der europäischen Luftfahrt bahnt sich eine weitere Großfusion an. Die Lufthansa prüft angeblich eine Übernahme der skandinavischen Fluggesellschaft SAS. Damit würde die größte deutsche Airline ihre Position stärken und Boden auf den Marktführer Air France-KLM gutmachen. "Es werden exklusive Verhandlungen geführt", zitierte die Nachrichtenagentur Reuters "eine mit der Situation vertraute Person".

Die Gespräche liefen bereits seit Mai. Bislang sei jedoch offen, ob es zu einem Ergebnis komme, sagte ein anderer Insider am Freitag. "Es ist noch nicht vollends klar, wohin die Reise geht." Lufthansa habe mehrere Möglichkeiten, über Zukäufe zu wachsen. Die in Stockholm notierte SAS-Aktie legte zeitweise mehr als elf Prozent zu und wurde vorübergehend vom Handel ausgesetzt. SAS bestätigte, dass das Unternehmen mehrere Möglichkeiten prüfe. "Im Rahmen dieses Prozesses führt SAS auch Gespräche über mögliche strukturelle Lösungen." Details wollten die Skandinavier nicht nennen. Lufthansa wollte die Angaben nicht kommentieren.

Die Karten in der europäischen Luftfahrtbranche werden derzeit neu gemischt. Die rasant gestiegenen Treibstoffkosten und die schwächere Wirtschaftsentwicklung bringen viele Fluggesellschaften in Bedrängnis und heizen die Fusionswelle an. Auch SAS hatte im ersten Halbjahr rote Zahlen geschrieben. Lufthansa gilt in dem schwierigen Umfeld als einer der Haupttreiber der von vielen prognostizierten Übernahmen. "Man schaut vielen unter die Röcke", sagte ein Eingeweihter - darunter der angeschlagenen italienischen Alitalia, der polischen LOT und der Austrian Airlines.

Thema im Aufsichtsrat

Finanziell wäre der Zukauf für Lufthansa kein Problem. An der Börse war SAS am Donnerstag umgerechnet etwa 830 Mio. Euro wert. Lufthansa erwartet im laufenden Jahr einen operativen Gewinn von knapp 1,4 Mrd. Euro. Auch der Zeitpunkt für eine Übernahme scheint günstig - die SAS-Aktien haben im letzten Jahr über 60 Prozent an Wert verloren, bevor sie in den vergangenen drei Monaten einen Teil der Verluste wieder wettmachten.

Der mögliche Kauf der SAS könnte - neben anderen angestrebten Übernahmen - auch Thema auf der für 24. September angesetzten Aufsichtsratsitzung werden, in der die Mitglieder über "weitere Beteiligungen" beraten. Lufthansa und SAS sind beide im Bündnis Star Alliance und kooperieren seit Jahren. Bei einer Übernahme könnte die skandinavische Airline als Zubringer für die Lufthansa-Drehkreuze in Frankfurt und München fungieren. Zudem hätten die beiden Unternehmen eine starke Marktposition auf Strecken zwischen Deutschland und Skandinavien.

SAS gehört zur Hälfte den Regierungen von Schweden, Dänemark und Norwegen. Gut sieben Prozent stehen in Besitz der schwedischen Investoren-Dynastie Wallenberg, der Rest ist breit gestreut. Die schwedische Regierung wollte sich am Freitag nicht zu einem Interesse von Lufthansa äußern. Der norwegische Handelsminister sagte, er habe Kenntnis davon, dass SAS derzeit die Vorteile weiterer Eigentümer für das Unternehmen prüfe. Norwegen hatte stets erklärt, bei Entscheidungen über die gemeinsame Fluggesellschaft in Abstimmung mit Dänemark und Schweden zu agieren.

Die liberale dänische Partei, die größere der beiden Regierungspartien, trete weiterhin für einen Verkauf der SAS-Anteile an ein privates Unternehmen ein, sagte Sprecher Jacob Jensen. "Es ist offensichtlich, wenn wir verkaufen - was wir wollen - werden wir an eine private Gesellschaft verkaufen." Aber die Konkurrenz schläft nicht. Air France-KLM hat Interesse an einer Beteiligung an der angeschlagenen Alitalia nach deren Sanierung kundgetan. Die drittgrößte europäische Fluggesellschaft British Airways hat ein Auge auf die spanische Iberia geworfen und bereits ihren Fuß in der Tür. Und auch im Rennen um die österreichische AUA hat Lufthansa Konkurrenz.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen