Zahlen von ThyssenKrupp Stahlgeschäft schwächelt
18.01.2008, 10:45 UhrDie ThyssenKrupp AG rechnet im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres mit einem Gewinneinbruch. Mit einem Ergebnis vor Steuern von rund 700 Mio. Euro bleibt der größte deutsche Stahlkonzern erwartungsgemäß unter dem Ergebnis des Vorjahresquartals, teilte das Duisburger Unternehmen am Freitag mit. Im ersten Quartal des Vorjahres hatte ThyssenKrupp noch ein Vorsteuerergebnis (Ebt) von 1,062 Mrd. Euro verbucht. Der Konzern hatte im vergangenen Geschäftsjahr den fünften Rekordgewinn in Folge gemeldet. Für das laufende Jahr hat ThyssenKrupp die Latte jedoch niedriger gehängt. Entsprechende Prognosen wurden am Freitag bekräftigt.
Im Vorfeld waren Analysten wegen des zuletzt schwächelnden Edelstahlgeschäfts von einem Rückgang beim Vorsteuerergebnis auf 677 Mio. Euro ausgegangen. Im Vorjahreszeitraum hatte die Edelstahlsparte ein Ergebnis vor Steuern von 325 Mio. Euro verbucht. Der fallende Nickelpreis und die sinkende Nachfrage sorgten jedoch anschließend für eine Abschwächung. "Das Vorjahresquartal war stark von einer außerordentlich hohen Nachfrage und sehr hohen Basispreisen beim Edelstahl getrieben, die in diesem Quartal in den Segmenten Stainless und Services entfallen", erklärte ThyssenKrupp.
Zahlen für die einzelnen Sparten legte der Konzern zunächst nicht vor. Der komplette Quartalsbericht soll am 13. Februar veröffentlicht werden. Zur Hauptversammlung, die am Freitag in Bochum zusammentrifft, veröffentlicht der Konzern jedoch traditionell einige Eckdaten. ThyssenKrupp-Chef Ekkehard Schulz bekräftigte die Ziele für 2007/08. Der Vorstand erwarte für das laufende Geschäftsjahr einen Umsatz von insgesamt 53 Mrd. Euro und ein Ergebnis vor Steuern und vor wesentlichen Sondereffekten von über drei Mrd. Euro. Zu den Sondereffekten zählt der Konzern zum Beispiel die Anlaufkosten für geplante Stahlwerke in Brasilien und den USA.
Im Geschäftsjahr 2006/07 hatte ThyssenKrupp bei Erlösen von 51,7 Mrd. Euro ein Vorsteuerergebnis vor Sondereffekten von rund 3,8 Mrd. Euro erzielt. Bis 2010 soll im US-Bundesstaat Alabama für 3,7 Mrd. Euro ein Stahl- und Edelstahlwerk errichtet werden. Bereits im Frühjahr 2009 soll die Produktion in einem rund drei Mrd. Euro teuren Rohstahlwerk in Brasilien aufgenommen werden.
Im Geschäftsjahr 2009/10 will das Unternehmen bei einem Umsatz von rund 60 Mrd. Euro einen Vorsteuergewinn von vier Mrd. Euro erzielen. 2011/12 sollen die Erlöse die Marke von 65 Mrd. Euro erreichen und das Vorsteuerergebnis bei 4,5 bis fünf Mrd. Euro liegen.
Reaktionen an der Börse
Die Zahlen von ThyssenKrupp sind nach Aussage von Marktteilnehmern solide ausgefallen, hätten allerdings die teilweise hoch gesteckten Ziele nicht erfüllt. Der Kurs der Aktie sackte nach Bekanntgabe der Zahlen am Freitagmorgen nur vorübergehen ab. Marktteilnehmer stuften den Ausblick für das kommenden Jahr als konservativ ein, die Anhebung der Dividende auf 1,30 Euro bleibt hinter den Schätzungen einiger Analysten zurück.
Schulz bleibt länger
ThyssenKrupp-Chef Ekkehard Schulz soll den größten deutschen Stahlkonzern in das nächste Jahrzehnt führen. Der bis Januar 2009 laufende Vertrag des 66-Jährigen solle bis zur Hauptversammlung 2011 verlängert werden, teilte der Konzern am Freitag mit. Während die Vorstands-Chefs der Dax-Konzerne meistens mit spätestens 65 Jahren abtreten, will ThyssenKrupp auf die Erfahrung des seit Jahrzehnten in der Branche tätigen Managers nicht verzichten. Schulz genießt besonderes Vertrauen des Chefs der Krupp-Stiftung, Berthold Beitz. Dieser ist 94 Jahre alt.
Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung hatte vor einem Jahr ihren Anteil an dem Unternehmen auf 25,1 Prozent aufgestockt und gilt als Bollwerk gegen eine feindliche Übernahme. Schulz hatte sich damals gegen den Widerstand von Aktionärsvertretern für eine Satzungsänderung starkgemacht, nach der die Stiftung drei statt zwei Vertreter in den 20-köpfigen Aufsichtsrat entsenden kann.
Quelle: ntv.de