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Händler sammeln Geld Streit um Opel-Rettung

Die Rettung des Autobauers Opel wird zum Nervenkrieg. In den USA zeichnet sich immer stärker ab, dass der Mutterkonzern General Motors (GM) in die Insolvenz geht. Ein Treuhand-Modell für den europäischen GM-Teil mit der Hauptmarke Opel, wie ihn Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg als eine Übergangslösung vorgeschlagen hat, findet zwar Unterstützer aus der deutschen Politik, stößt aber Medienberichten zufolge in den USA auf Widerstand. Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer hält das Modell sogar für völlig unrealistisch.

Die Bundesregierung wollte sich nicht zu angeblichen Vorbehalten der US-Regierung gegen das Treuhand-Modell äußern. Das Modell sei mit der US-Seite besprochen worden, sagte der Vize-Regierungssprecher Thomas Steg in Berlin. In einer sensiblen Phase wie derzeit werde man aber keine Zwischenstände über Verhandlungen oder "spekulative Betrachtungen" über Positionen abgeben. Die Bundesregierung will Opel mit dem Treuhand-Modell mehr Zeit für Verhandlungen mit Investoren geben - vorausgesetzt, mindestens ein Interessent legt bis zum 20. Mai ein tragfähiges Konzept vor. Auch ein GM-Konzernsprecher in Detroit wollte sich auf Anfrage nicht äußern.

"Ich sehe null Chancen darauf, dass General Motors und die US-Regierung zustimmen", sagte Dudenhöffer. Es werde verlangt, dass GM einen Teil seines Vermögens abtrete und Gläubiger im Falle der erwarteten GM-Insolvenz auf Mitspracherechte verzichteten. Ein vorübergehender direkter Einstieg der öffentlichen Hand sei eine einfachere und schnellere Lösung.

Die "Financial Times Deutschland" schrieb, die US-Regierung lehne das Modell ab. "Die Haltung der USA ist ein Problem", zitierte die Zeitung aus Regierungskreisen in Berlin. Auch die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtete, es fehle an Unterstützung der US-Regierung. Die erwartete Insolvenz von GM werde die Bundesregierung daher in ein Dilemma stürzen. GM hatte in der Nacht zum Freitag erklärt, im Fall einer Insolvenz einen ähnlichen Weg wie der Wettbewerber Chrysler zu gehen. Die Opel-Mutter würde dann überlebensfähigen Teile an eine neue Einheit verkaufen, die das Insolvenzverfahren möglichst rasch wieder verlassen soll.

Opel-Länder spielen mit

Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) signalisierte Bereitschaft zur Hilfe innerhalb eines Bankenkonsortiums. "Wir sind grundsätzlich dazu bereit", sagte Sprecher Hans Wolfgang Kuß und bestätigte einen Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Denkbar sei eine Zwischenfinanzierung für Opel, bis ein Investor gefunden sei. In der Branche wird spekuliert, dass die staatliche KfW-Bankengruppe gemeinsam mit mehreren Landesbanken Opel helfen könnte. Nach Angaben von GM-Europachef Carl-Peter Forster benötigt Opel im Fall des Treuhand-Modells einen Überbrückungskredit von mehr als einer Milliarde Euro.

Hessens Ministerpräsident Roland Koch befürwortet die Treuhand-Übergangslösung. Im "rbb Inforadio" sagte er, wichtig sei, alle europäischen GM-Aktivitäten in eine Hand zu bringen. Außerdem stelle eine Treuhandlösung sicher, dass Opel in den kommenden Wochen ungestört arbeiten könne. Er erwarte von Investoren bis zum 20. Mai "mehr als ein konkretes Angebot, auf das man bauen kann".

Auch der Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Kurt Beck (SPD), begrüßte das Modell. Beck sagte der "Süddeutschen Zeitung", sein Land sei bereit, sich bei einem Treuhand-Modell finanziell zu engagieren.

Aus dem Umfeld des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers verlautete dem Bericht zufolge, bei der Finanzierung sei das Land über die WestLB nur bereit, "im Geleitzug mitzufahren". An der Spitze des Zuges müsse der Bund stehen.

H ändler sammeln Geld

Die europäischen Opel-Händler wollen sich mit einem Einstieg bei Opel an der Rettung des Autobauers beteiligen. Dazu wollen die Händler in den kommenden drei Jahren pro verkauftem Auto 150 Euro in einen Fonds einzahlen, wie der Chef der europäischen Händlervereinigung Euroda, Jaap Timmer, sagte. Nach früheren Angaben sollen so insgesamt 400 Mio. Euro zusammenkommen.

Die Vertreter der europäischen Opel-Händler berieten in Wien über Einzelheiten ihres geplanten Einstiegs bei der angeschlagenen General-Motors-Tochter.

Unterdessen steht General Motors einem Zeitungsbericht zufolge vor einer Einigung mit der Gewerkschaft über milliardenschwere Einschnitte. Den Plänen zufolge sollten die Lohnkosten für GM-Schichtarbeiter in den USA um mehr als eine Milliarde Dollar pro Jahr gekürzt werden, berichtete das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Verhandlungskreise.

Ein Ultimatum von US-Präsident Barack Obama läuft Ende Mai ab. Noch größere Hürde ist für GM der ungelöste Streit mit tausenden von Gläubigern, bei denen GM mit rund 27 Mrd Dollar in der Kreide steht. Opel hat Werke in Rüsselsheim, Bochum, Kaiserslautern und Eisenach. Dort sind insgesamt rund 25.000 Menschen beschäftigt.

Quelle: ntv.de, dpa / rts

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