Versorger schlagen zu Strom wird noch teurer
30.11.2007, 09:13 UhrRund ein Drittel der Stromversorger in Deutschland erhöht einem Bericht zufolge in den kommenden Wochen die Preise. Zum 1. Dezember wollten acht und zum 1. Januar weitere 318 Versorger mehr Geld verlangen, berichtet der Branchendienst Verivox. Demnach legen die Preise um durchschnittlich 6,6 Prozent zu. Besonders betroffen seien Verbraucher in Bayern.
Neben den großen Energiekonzernen wie E.ON und RWE langen auch zahlreiche Stadtwerke kräftig zu. Spitzenreiter in der Liste mit den Erhöhungen zum Januar ist die Stromversorgung der Gemeinde Hemhofen. Kunden der bei Nürnberg gelegenen Werke müssen im kommenden Jahr einen Aufschlag von 25 Prozent hinnehmen. Bereits ab 1. Dezember bitten die fränkischen Gemeindewerke Markt Lichtenau Kunden mit einer Erhöhung von 34,2 Prozent zur Kasse.
E.ON und RWE hatten bereits kürzlich zum 1. Januar Strompreiserhöhungen von bis zu zehn Prozent angekündigt. Die Konzerne lösten damit umgehend massive Proteste von Politikern und Verbraucherschützern aus. Sie werfen den Konzernen vor, ihre Marktmacht zu missbrauchen. Die Energieriesen bestreiten dies vehement und verweisen auf die Belastungen durch staatliche Abgaben und Steuern.
"Das ist eine Riesensauerei"
Der Bund der Energieverbraucher reagierte empört auf das Vorgehen der Versorger. "Leider erhöhen auch die Versorger, die als freie Anbieter auf dem Markt sind", sagte dessen Vorsitzender Aribert Peters bei n-tv. Dies sei nicht in Ordnung. Es gebe keine Rechtfertigung für die Preisanhebung, so Peters. "Zwar wird immer erzählt, an der Börse seien die Preise gestiegen und der Strom wäre in der Beschaffung teurer. Wenn man sich aber die Börsenpreise anschaut, dann stimmt das einfach nicht."
Es gebe keine Rechtfertigung, weder für die örtlichen Netzbetreiber noch für die freien Händler, die jetzt locker mal eben auch nachziehen, weil das eben so in Mode sei. "Wir finden das wirklich eine Riesensauerei, dass man hier ohne Begründung den Verbrauchern in die Tasche greift", äußerte Peters weiter. "Überall, wo es ernst wird, sieht man, dass die Politik wirklich einknickt. Das sieht man auch bei der Anreizregulierung. Das finden wir traurig. Und da sollten die Verbraucher auch darüber nachdenken, wen sie das nächste Mal wählen, denn diese Regierung - die letzte war übrigens in der Hinsicht auch nicht viel besser - ist nicht die Regierung, die die Versorger in die Schranken weist."
Sch ärfere Preiskontrolle kommt
Energie- und Handelskonzerne unterliegen künftig einer strengeren staatlichen Preiskontrolle. Der Bundesrat billigte am Freitag das vom Bundestag bereits beschlossene Gesetz für eine schärfere Wettbewerbsaufsicht. Das Bundeskartellamt bekommt mehr Rechte und soll überhöhte Strom- und Gaspreise verhindern. Versorger wie E.ON und RWE werden von den Behörden verdächtigt, durch Absprachen die Strompreise absichtlich in die Höhe getrieben zu haben.
Strom- und Gaskonzerne dürfen von ihren Kunden keine Preise mehr fordern, die die tatsächlichen Produktionskosten "in unangemessener Weise" überschreiten. Auf Verdacht müssen die Versorger ihre Kosten und Kalkulationen offenlegen und damit rechnen, dass der Staat eine Preissenkung erzwingt. Damit wird die Beweislast umgekehrt. Bisher mussten die Kartellbehörden die Kalkulationen der Unternehmen durch langwierige Prüfungen selbst ermitteln.
FDP und Grüne bezweifeln, dass das Gesetz tatsächlich zu sinkenden Preisen führt. Die Linke fordert die Rückkehr zu einer vollständigen staatlichen Preiskontrolle bei Strom und Gas.
Quelle: ntv.de