Countrywide malt schwarz USA vor der Rezession
23.08.2007, 18:38 UhrDen Vereinigten Staaten droht wegen der Immobilienkrise laut der größten US-Hypothekenbank Countrywide Financial eine Rezession. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies nicht eine erhebliche Wirkung hat auf die Psyche der Amerikaner und schließlich auf ihr Portemonnaie", sagte Unternehmenschef Angelo Mozilo mit Blick auf die Probleme der Branche am Donnerstag im Fernsehsender CNBC. Ein Ende der Krise sei nicht Sicht. Daraufhin verbuchten die New Yorker Aktienbörsen Verluste, die deutschen Märkte gaben Gewinne ab.
Mozilo sprach von einer "sehr ernsten Situation". "Diese Umgebung bessert sich im Moment sicherlich nicht", erklärte er. Die Finanzen seiner Bank seien jedoch solide. Die Wahrscheinlichkeit einer Pleite ist dem Manager zufolge nicht höher als vor einem halben Jahr.
Einen Kauf der Firma durch die Bank of America ziehe er nicht in Erwägung, sagte der Countrywide-Chef weiter. Das Institut hatte am Mittwoch zwei Mrd. US-Dollar in den ins Schlingern geratenen Hypothekenfinanzierer investiert. Die aktuellen Probleme in der Branche täuschten über den tatsächlichen Wert von Countrywide hinweg, begründete die Bank of America ihren Aktienkauf.
Danach zogen die Papiere von Countrywide am Donnerstag zunächst um rund sieben Prozent an. Nach Mozilos eher pessimistischen Äußerungen gab der Countrywide-Kurs jedoch nach. Zudem gab es weitere schlechte Nachrichten für die Investoren: Trotz der Finanzspritze kündigte die Ratingagentur Moody's an, weiter eine Herabstufung des Hypothekenfinanzierers zu prüfen. Die Liquiditätslage bleibe angespannt, erklärte die Agentur.
Die Investmentbank Lehman Brothers kündigte noch am Mittwochabend an, ihr Hypothekengeschäft mit schlecht besicherten Darlehen einzustellen. 1200 Stellen sollen wegfallen.
Der angeschlagene Hypothekenanbieter Accredited Home Lenders teilte mit, er plane den Abbau von knapp zwei Dritteln seiner derzeit 2600 Arbeitsplätze. Auch die britische Großbank HSBC speckt ihr Hypothekengeschäft in den USA ab - 600 Arbeitsplätze fallen weg.
Kaum etwas ausrichten konnte der Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) Rodrigo Rato mit eher beschwichtigenden Äußerungen: Möglicherweise korrigiere die Organisation wegen der Krise ihre Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft nur leicht nach unten, erklärte Rato am Mittwoch in der brasilianischen Finanzmetropole Sao Paulo. Der IWF war zuletzt von einem Weltwirtschaftswachstum von
etwa fünf Prozent in 2007 und 2008 ausgegangen.
Im Zuge der Krise auf dem US-Hypothekenmarkt waren Countrywide und andere Unternehmen der Branche zuletzt in ernste Liquiditätsprobleme geraten. Wegen steigender Zinsen bei gleichzeitig fallenden Häuserpreisen können seit einiger Zeit viele US-Immobilienbesitzer ihre Hypotheken nicht mehr bedienen. Besonders bei den schlecht besicherten Darlehen ("subprime mortgages") kam es vermehrt zu Ausfällen. Dutzende Anbieter von Baufinanzierungen mussten sich daher bereits aus dem Markt verabschieden oder gingen pleite.
Quelle: ntv.de