Konjunktur-Kakophonie Uneinige Experten
10.12.2008, 13:59 UhrNach neuen Prognosen des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung steht 2009 die tiefste Rezession in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland bevor. Für kommendes Jahr werde nun mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um zwei Prozent gerechnet, sagte RWI-Konjunkturexperte Roland Döhrn in Essen.
Seiner Meinung nach wird die Arbeitslosenquote werde im kommenden Jahr um 0,4 Prozentpunkte auf 7,9 Prozent ansteigen, so dass die Zahl der Arbeitslosen wieder die Grenze von vier Mio. überschreiten könnte. Noch im September hatte das Institut für 2009 ein Wirtschaftswachstum von 0,7 Prozent vorhergesagt.
Im Sog des weltweiten Abwärtsstrudel korrigieren Institute seit Wochen ihre Prognosen immer weiter nach unten. "Deutschland befindet sich nach unserer Einschätzung in einer tiefen Rezession", sagte Döhrn. Derzeit deute nichts auf eine rasche Erholung hin. Insbesondere der Export werde sich im kommenden Jahr deutlich abschwächen.
Ähnliche starke Rückgänge habe es bislang nur bei den Ölkrisen in den 70er und zu Beginn der 80er Jahre gegeben, sagte Döhrn. In Deutschland gab es 1975 den bislang stärksten Einbruch der gesamtwirtschaftlichen Leistung. Als Folge der Ölkrise sank das BIP um 0,9 Prozent. 1993, nach dem Ende des Einheitsbooms, betrug das Minus 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
"Kein Anlass zur Schwarzmalerei"
Dagegen rechnet die Dresdner Bank wieder mit einem Anspringen der Konjunktur im nächsten Jahr. "Die Lage in Deutschland ist sehr schwierig, aber es gibt keinen Anlass zur Schwarzmalerei", sagte der Chefvolkswirt der Allianz-Tochter, Michael Heise, in Frankfurt. "Wir haben schon einen Teil des Weges in der Rezession zurückgelegt und es wirken eine Reihe von Gegenkräften." Dazu zählte Heise neben Zinssenkungen und Konjunkturprogrammen die fallenden Rohstoffpreise. "Das schafft Kaufkraft und erhöht die gesamtwirtschaftliche Leistung um 1,3 Prozent."
Wegen des zu erwartenden weiteren Konjunktureinbruchs zu Jahresbeginn sieht die Dresdner Bank für 2009 ein Minus bei der deutschen Wirtschaftsleistung von 0,7 Prozent. Für die Eurozone rechnen die Volkswirte mit einem Minus von 0,6 Prozent und für die USA mit einem Minus von einem Prozent.
Quelle: ntv.de