Konsumklima erwärmt sich Verbraucher in Kauflaune
28.04.2008, 08:34 UhrDie Verbraucherstimmung in Deutschland hat sich spürbar erholt. Sowohl die Konjunktur- und die Einkommenserwartung als auch die Anschaffungsneigung hätten im April deutlich zugelegt, teilte das Marktforschungsinstitut GfK mit. Ungeachtet der hohen Lebensmittel- und Energiepreise sowie der Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten zeigten sich die Konsumenten wieder zuversichtlicher. Der Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt trage dazu ebenso bei wie die zurückliegenden Tarifabschlüsse.
Der Indikator für das Konsumklima steigt nach GfK-Berechnungen von 4,8 Punkten auf 5,9 Punkte und legt zum ersten Mal seit dem Juli 2007 wieder deutlich zu. "Damit haben sich die Voraussetzungen verbessert, dass die bereits für den Jahresbeginn vorhergesagte Erholung der Konsumkonjunktur nun doch bevorsteht", teilte die GfK mit. Jedoch müsse der Inflationsdruck im Verlauf der kommenden Monate wieder nachlassen, damit sich das Konsumklima auf Dauer positiv entwickeln könne.
Keine Angst in Deutschland
Die Verbraucher gingen aber davon aus, dass die deutsche Wirtschaft nicht in eine Rezession gerate, sondern allenfalls eine konjunkturelle Abschwächung hinnehmen müsse. Die guten Tarifabschlüsse für den öffentlichen Dienst weckten zudem bei den Beschäftigten die Hoffnung, endlich wieder mehr Kaufkraft zur Verfügung zu haben. Auch die Angst vor Arbeitslosigkeit schwinde.
Der Anstieg des GfK-Konsumklima-Index um 1,1 auf 5,9 Punkte kam überraschend. Volkswirte hatten mit einem leichten Rückgang auf 4,4 Punkte gerechnet. Erste Reaktionen am Markt bewerteten den Anstieg unterschiedlich.
Abschied von den Job-Sorgen?
"Der Arbeitsmarkt ist kein Sorgenkind der Haushalte mehr, und bei der Lohnentwicklung hat sich einiges getan", sagte Andreas Scheuerle von der Dekabank. "Die hohen Abschlüsse beim öffentlichen Dienst und in der Chemiebranche könnten das bestimmende Element sein, das zu der Stimmungsverbesserung geführt hat."
Scheuerle bezweifelte, ob es zu einer Konsum-Konjunktur im zweiten Quartal kommen kann . Als Grund nannte er die "belastenden Faktoren der vergangenen Monate. Vor allem die Inflation sei "nach wie vor gegenwärtig". "Auf die Schnelle sehen wir hier keine Erholung", so Scheurle weiter. Die Inflationsraten bezeichnete er als "Basiseffekte, die sich nach und nach herauswachsen". Für Deutschland erwartet er einen Rückgang der Teuerung auf unter zwei Prozent im November. "Die Teuerung ist hartnäckiger als gedacht, sie schwächt sich später ab als erwartet", sagte er.
Nachlassender Inflationsdruck?
"Die Daten sind eine positive Überraschung", kommentierte Jörg Lüschow von der WestLB den Anstieg. "Wegen der Preisschübe bei Energie und Lebensmitteln hätte ich eigentlich erwartet, dass die Einkommenserwartungen und die Kauflaune getrübt würden. Offenbar ist wegen der anhaltenden Teuerung mittlerweile eine Art Gewöhnungseffekt eingetreten", sagte er. Die Finanzmarktkrise sei für die privaten Haushalte offenbar "nicht so gravierend". Einen positiver Impuls sieht Lüschow in den Lohnabschlüssen, die nun einen breiten Teil der Bevölkerung erreicht hätten.
"Wir gehen nach wie vor davon aus, dass es zu einer Belebung des privaten Konsums kommt. Die Teuerung ist zwar ein Risiko. Der Preisdruck wird weiter anhalten, insbesondere auch bei Strom und Gas. Wir haben insgesamt aber die Spitzen bei den Teuerungsraten gesehen", prophezeite der Ökonom.
Nach Einschätzung von Ulrike Kastens, Sal. Oppenheim setzt sich die positive Überraschung aus drei Komponenten zusammen:"Die Anschaffungsneigung hat sich verbessert, ebenso die Einkommenserwartung, was sicherlich auch an den Tarifabschlüssen liegt. Auch die Konjunkturerwartung ist besser." Die Volkswirtin setzt nun darauf, dass sich "die Stimmungsverbesserung auch real im Einzelhandel niederschlagen wird".
Quelle: ntv.de