Unter Ausgabepreis Versatel enttäuscht Anleger
27.04.2007, 09:42 UhrDie Telefongesellschaft Versatel hat bei ihrem Debüt an der Börse die Anleger enttäuscht. Trotz Zugeständnissen beim Ausgabepreis ging die Aktie auf Talfahrt. Investoren, die beim bislang größten Börsengang des Jahres in Deutschland auf Zeichnungsgewinne gesetzt hatten, gingen leer aus.
Mit einem kräftigen Schütteln der Börsenglocke läutete Vorstandschef Peer Knauer am Freitag den Handel mit Versatel-Aktien auf dem Frankfurter Börsenparkett ein. Den exakt auf Ausgabepreis liegenden ersten Kurs von 29 Euro kommentierte er mit den Worten: "Es ist ein wunderbarer Tag für Versatel." Lange konnte die Aktie diesen Preis jedoch nicht halten. Die Titel rutschten bis zum Nachmittag auf 27,06 Euro ab und lagen damit rund sieben Prozent unter dem Zuteilungspreis. Dieser war bereits am unteren Ende der bis 36 Euro reichenden Angebotsspanne festgelegt worden. Die Emission war Finanzkreisen zufolge weniger als zweifach überzeichnet.
"Wir haben eine sportliche Preisspanne gesetzt", räumte Georg Hansel von der Deutschen Bank ein, die den Börsengang zusammen mit Credit Suisse und JP Morgan organisiert hatte. Daher sei man mit der Zuteilung zu 29 Euro zufrieden. Ein Börsianer betonte, dass Werte aus dem Telekomsektor nur schwer zu vermitteln seien. "Viele Anleger haben mit der Aktie der Deutschen Telekom viel Geld verloren", sagte er.
Versatel nimmt weniger ein als erhofft
Durch die Preiszugeständnisse beläuft sich das Emissionsvolumen lediglich auf 830 Mio. Euro anstatt der im besten Fall erzielbaren Milliarde. Auf das Firmenkonto von Versatel fließen davon 406 Mio. Euro, der Rest geht an die Altgesellschafter um den Finanzinvestor Apax. Ursprünglich hatte Knauer auf Einnahmen von rund 450 Mio. Euro gehofft.
Mit dem frischen Kapital will der Manager die Schuldenlast des Festnetz-Telekommunikationsanbieters von 800 Mio. Euro um 350 Mio. reduzieren sowie etwaige Zukäufe finanzieren. "Wir werden weiterhin in Wachstum investieren", kündigte er an. Die Gesellschaft verbuchte 2006 bei einem Umsatz von 666 Mio. Euro im operativen Geschäft ein Ergebnis (Ebitda) von 212 Mio. Euro. Unter dem Strich blieb ein Verlust von 51,6 Mio. Euro. Angesichts eines Streubesitzes von 65 Prozent rechnen Experten Versatel gute Chance auf eine Aufnahme in den Technologieindex TecDax aus.
Mit Versatel hat bereits der zweite große Börsengang in Deutschland nach der Immobilienfirma Alstria trotz der seit Wochen steigenden Aktienmärkte bei Anlegern wenig Begeisterung hervorgerufen. Den in den Startlöchern steckenden Börsenaspiranten CompuGroup und Wacker Construction dürfte dies wenig Mut machen. "Generell sind die Anleger kritischer gegenüber Börsengängen eingestellt", sagte Fondsmanager Andreas Mark von Union Investment. "Die Frage ist, hat der Kandidat ein attraktives Geschäftsmodell, ist er in einer Wachstumsbranche tätig."
Quelle: ntv.de