"Wirtschaftsmotor Alter" Von der Leyen hat eine Idee
17.07.2007, 15:25 UhrDie Regierung will die deutsche Wirtschaft mit einem millionenschweren Hilfsprogramm an die Weltspitze für seniorengerechte Produkte und Dienstleistungen führen. Deutschland werde im Jahr 2035 weltweit die älteste Bevölkerung haben, sagte Familienministerin Ursula von der Leyen. "Mehr als die Hälfte der Menschen wird dann über 50 Jahre alt sein, ein Drittel der Menschen über 60 Jahre." Diese Senioren seien so gebildet, gesund, einsatz- und konsumfreudig wie keine Altengeneration vor ihnen. "Sie haben das Zeug zu einem Wirtschaftsmotor." Das enorme Potenzial dürfe Deutschland nicht Konkurrenten wie Japan überlassen, das mit einer ähnlichen Altersstruktur die Chancen dieses Marktes bereits erkannt habe. "Der Seniorenmarkt ist heiß umkämpft."
Schon heute werde jede zweite Reise und jede zweite Gesichtscreme in Deutschland von einem Kunden über 50 Jahre gekauft, rechnete die Ministerin vor. Nach einer Studie der Unternehmensberatung Roland Berger für ihr Ressort wächst der Anteil am Konsum bis zum Jahr 2035 auf 58 Prozent, die über 65-Jährigen steigern demnach ihren Anteil von heute 18 Prozent auf mehr als 26 Prozent am Gesamtkonsum. Außerdem gäben Ältere bis zu 85 Prozent ihres Einkommens für Konsum aus - in der Gesamtbevölkerung liege die Konsumquote dagegen nur bei 75 Prozent. Besonders große Potenziale könnten in der Branche für elektronische Geräte, im Reisesektor, bei Dienstleistungen, im Einzelhandel sowie im Handwerk für den altersgerechten Ausbau von Häusern und Wohnungen gehoben werden.
Prognosen über eine wachsende Altersarmut hier zu Lande seien bereits in die Voraussagen miteinbezogen worden, sagte die CDU-Politikerin. Zudem wurde eine zunehmende Lebensarbeitszeit zu Grunde gelegt, die der schrittweisen Anhebung des Rentenalters auf 67 Jahre entsprechen soll.
Von der Leyen kündigte ein Hilfsprogramm an, das Unternehmen, Wissenschaft, Senioren- und Verbraucherverbände miteinander vernetzen und Hinweise weitergeben soll, wo Nischen sind und Nachholbedarf besteht. "Das Bundesfamilienministerium wird dafür eine eigene Geschäftsstelle einrichten." Der Bund wolle dazu in den nächsten zwei Jahren rund vier Mio. Euro ausgeben.
Schwierigkeiten hätten die Unternehmen mit der Vermarktung von Produkten für Senioren, räumte Burkhard Schwenker von Roland Berger ein. "Niemand kauft ein Produkt, wo drüber steht: 'altersgerecht'", sagte er bei der Vorstellung der Studie.
Quelle: ntv.de