Inflationsrisiken im Euroraum Zinserhöhung wird kommen
10.05.2007, 11:57 UhrDie Europäische Zentralbank (EZB) hat wie erwartet für Anfang Juni eine weitere Zinserhöhung angekündigt. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet sagte am Donnerstag, wegen anhaltender Inflationsrisiken sei "hohe Wachsamkeit" entscheidend. Damit gebrauchte er einen Begriff, mit dem die EZB alle sieben Zinserhöhungen seit Ende 2005 einen Monat im Voraus signalisierte. Um einen Anstieg der Inflation zu verhindern, hob die Bank von England ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf 5,5 Prozent an.
Bei seiner auswärtigen Sitzung in Dublin hatte der EZB-Rat den Leitzins von 3,75 Prozent wie erwartet unverändert gelassen. Trichet sagte, der Aufschwung im Euro-Raum sei solide, und die Wirtschaft könne weiter nachhaltig wachsen. Zugleich gebe es immer noch Risiken für die Preisstabilität, vor allem wegen kräftiger Lohnerhöhungen im Euro-Raum. "Der EZB-Rat wird weiter hoch wachsam sein, um sicherzustellen, dass die Risiken für Preisstabilität nicht eintreten." Entschiedenes und rechtzeitiges Handeln sei geboten.
Seit Ende 2005 hat die EZB den Schlüsselsatz für die Bankenrefinanzierung in sieben Schritten um 1,75 Prozentpunkte erhöht, um den Preisanstieg während des Aufschwungs im Euro-Raum zu dämpfen. Eine knappe Mehrheit der monatlich von Reuters befragten rund 80 Volkswirte prognostizierte zuletzt eine weitere Zinserhöhung nach Juni auf dann 4,25 Prozent.
Trichet sagte weiter, in den kommenden Monaten werde die Teuerungsrate wegen statistischer Basiseffekte etwas zurückgehen, ehe sie zum Jahresende wieder auf rund zwei Prozent klettern sollte. Im April lag die Inflationsrate den achten Monat in Folge im Zielbereich der EZB, die Preisstabilität bei Raten knapp unter zwei Prozent erreicht sieht. Doch der EZB-Rat gab nicht zu erkennen, ob er ein Zinsniveau von vier Prozent für ausreichend hält, um den Preisauftrieb in Schach zu halten. Die bekannten Inflationsrisiken - höhere Löhne und Ölpreise, unerwartete Steuererhöhungen sowie das dynamische Geldmengenwachstum - ergänzte die EZB um einen weiteren Faktor: Die Kapazitätsauslastung im Euro-Raum nehme zu. Das bedeutet, der von der Binnenwirtschaft ausgehende Preisdruck könnte steigen.
Über die Geldpolitik nach der Erhöhung im Juni ließ Trichet sich kaum etwas entlocken. So wich er Fragen aus, ob die EZB mit einem Niveau von vier Prozent den Zins noch immer für moderat und die Geldpolitik für konjunkturunterstützend halten würde. Auch darüber, wie die Euro-Stärke sich auf Wachstum und Preisniveau auswirken könnte, verweigerte Trichet die Aussage. "Nach Juni werden wir tun, was immer notwendig ist, um die Preisstabilität zu sichern", sagte der EZB-Chef.
Quelle: ntv.de