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Opel-Werke vor dem Aus? Zittern vor GM-Plänen

Bei Opel und den europäischen Schwestermarken haben vor der mit Spannung erwarteten Vorlage des Sanierungsplans der Mutter General Motors Schreckensszenarien über Werksschließungen die Runde gemacht. Mehrere Medien berichteten, der US-Autobauer erwäge mindestens drei seiner Standorte in Europa zu schließen. Opel-Betriebsratschef Klaus Franz wies dies jedoch zurück. Derartige Pläne seien in den Konzepten von GM nicht enthalten. "Ich halte das für eine gezielte Provokation, die Angst machen soll", sagte Franz. Sollte sich General Motors tatsächlich zu Werksschließungen entschließen, sieht Franz auch die beantragte Bürgschaft in Gefahr. "Das würde niemand akzeptieren. Niemand in der Politik würde Bürgschaften geben, wenn Werke geschlossen würden."

Die Opel-Mutter muss der US-Regierung am Dienstagabend ihr Überlebenskonzept präsentieren. Um an weitere Staatshilfen zu kommen, muss der einst weltgrößte Autobauer Kosten senken und einen schlüssigen Zukunftsplan vorlegen. Erwartet wurde, dass sich GM dabei auch zu den Plänen für die wichtigste Auslandstochter Opel äußert. Der Öffentlichkeit sollen Details erst in der Nacht zum Mittwoch bekannt gegeben werden.

Gerüchte über Werksschließungen

Nach Informationen der "Automotive News Europe" erwägt GM die Schließung von mindestens drei europäischen Werken - Antwerpen in Belgien, Ellesmere Port in Großbritannien und einem Standort in Deutschland. Die Nachrichtenagentur "Bloomberg" meldete, Antwerpen und das Werk in Bochum könnten geschlossen und der Standort im thüringischen Eisenach verkauft werden. Zusätzlich würde der Verkauf der schwedischen Opel-Schwester Saab und ihres Werkes in Trollhättan vorangetrieben. Ein Sprecher von GM Europe wollte die Berichte nicht kommentieren. "Wir kennen die Details des Plans nicht." Allerdings schloss er Einschnitte für die Beschäftigten nicht aus. GM werde in Europa "sehr engagiert" seine Hausaufgaben machen müssen.

Der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel sagte, er habe die Zusage von Mitgliedern des Vorstands und Aufsichtsrats, dass alles getan werde, um die deutschen Werke zu retten. Der "Rheinischen Post" sagte Einenkel, GM-Europachef Carl-Peter Forster habe die Schließung eines deutschen Standorts zuletzt ausgeschlossen. Opel beschäftigt mehr als 25.000 Menschen in Deutschland, 16.000 allein am Stammsitz in Rüsselsheim, wo der Vectra-Nachfolger Insignia vom Band läuft. In Bochum arbeiten 5300 Menschen an den Opel-Modellen Astra und Zafira. In Eisenach in Thüringen stellen rund 1800 Beschäftigte den Opel-Corsa her. Im Komponenten- und Getriebewerk in Kaiserslautern arbeiten etwa 2300 Menschen.

Guttenberg fordert klares Konzept

Betriebsratschef Franz plädiert für eine Herauslösung aller europäischen GM-Werke aus dem Konzern. Diese könnten dann unter dem Dach von Opel als eigenständiges Unternehmen fungieren und sich selbst finanzieren. Nach Einschätzung von Franz wäre das die einzige Möglichkeit, um Werksschließungen, Massenentlassungen und letztlich einen Zusammenbruch des europäischen Geschäfts zu vermeiden.

Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg forderte von GM ein klares Konzept für die Tochtergesellschaften. "Das ist dann für uns Grundlage zu prüfen, ob und wie wir helfen können", sagte er. Darüber würden auch in den nächsten Tagen und Wochen Gespräche stattfinden. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble schloss eine Staatsbeteiligung an Opel nicht aus. "Natürlich müssen wir überlegen, was der Staat tun kann, damit nicht ganze Industriekulturen zerfallen und Arbeitsplätze auf Dauer verloren gehen", sagte der CDU-Politiker dem Blatt.

Experten halten eine Abspaltung der europäischen Töchter weiterhin für äußerst komplex. Opel könne allein im globalen Wettbewerb nicht überleben, sagte der Leiter des Center of Automotive in Bergisch-Gladbach, Stefan Bratzl, dem NDR. Denkbar wäre jedoch, dass sich Opel einen japanischen oder chinesischen Partner wie Honda suche, der in Europa stärker Fuß fassen wolle. Einen Einstieg des Staates sieht Bratzl "allenfalls als eine kurze Zwischenlösung. Ich bin da sehr skeptisch, ob der Staat die Wettbewerbsfähigkeit von Opel gewährleisten kann."

Weitere Milliarden

Unterdessen erhält GM im Februar wie geplant weitere vier Mrd. Dollar an Staatshilfen. Die frühere US-Regierung unter Präsident George W. Bush hatte noch Ende letzten Jahres für die kriselnden Autobauer mehrere Milliarden Dollar aus dem Rettungstopf für die Finanzbranche lockergemacht.

Der Opel-Mutterkonzern hatte für Dezember und Januar 9,4 Mrd. Dollar erhalten, weitere vier Mrd. Dollar standen im Februar an. Konkurrent Chrysler hat zunächst vier Mrd. Dollar erhalten und um weitere drei Mrd. Dollar gebeten. Dabei handele es sich um eine neue Anfrage und würde separat behandelt, sagte der Präsidialamtsvertreter.

Bewegung bei Gesprächen mit UAW

Derweil gibt es bei den Verhandlungen zwischen General Motors und der Gewerkschaft UAW gibt es offenbar Fortschritte. Dies verlautete aus Gesprächskreisen. Für den Erhalt der Kredite ist eine Einigung mit der UAW und Kreditgebern zur Reduzierung der Außenstände von großer Wichtigkeit.

Grund für die Unstimmigkeiten zwischen GM und der UAW sind rund 20 Mrd. Dollar, die der Konzern der Gewerkschaft für die Krankenversicherung pensionierter Mitarbeiter schuldet. Auch bei den Gesprächen zwischen der UAW und Chrysler gebe es Fortschritte, hieß es weiter.

Ein kleiner chinesischer Autohersteller ist offenbar am Kauf der Hummer-Produktion von GM interessiert. Ein Sprecher der Sichuan Auto Industry Group in der südwestchinesischen Metropole Chengdu sagte zu entsprechenden Berichten lediglich: "Wir können keine Details veröffentlichen." Ob bereits Gespräche mit General Motors laufen, wollte der Sprecher ebenfalls nicht bestätigen: "Wir wollen es vorerst als Geheimnis behandeln."

Quelle: ntv.de

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