Alles gut bei der Telekom? Zweckoptimist Obermann
07.08.2008, 13:31 UhrGrößtes Problem des Konzerns bleibt weiterhin der Kundenverlust im Festnetzbereich. Fast 650 000 Anschlüsse hat die Deutsche Telekom im zweiten Quartal 2008 auf dem deutschen Festnetzmarkt verloren. Für das Gesamtjahr 2008 erwartet das Unternehmen eine Reduzierung der Anschlüsse im Inland um zweieinhalb bis drei Millionen. "Wir haben in den letzten Jahren im Festnetz die Preise um 90 Prozent sinken gesehen. Die Telekom ist mittlerweile preiswürdig.", erläutert Telekom-Vorstand Obermann die Entwicklung. Besser stellt sich die Lage im Breitbandsegment dar. Hier konnte der Konzern im zweiten Quartal einen Zuwachs von 340 000 DSL-Kunden verbuchen.
Das liegt unter anderem auch an dem schlechten Ruf der Telekomunikationsgesellschaft. Mit schlechtem Service hat der Ex-Monopolist zahlreiche Kunden verprellt. Obermann zu den Schwächen: "Ich weiß, wo die Servicedefizite liegen, die wir noch haben." Dennoch sieht er die Telekom auf gutem Wege. "Wenn wir uns objektiv vergleichen, die Erreichbarkeit unserer Hotlines, die Service- und Lösungskompetenz unserer Techniker vor Ort, unser Preis-Leistungsverhältnis insgesamt, unsere Qualität und die Stabilität unserer Anschlüsse, sind wir ganz vorne.", ist sich der ehemalige Chef von T-Mobile sicher.
Problematischer Finanzmarkt
Weit hinter den Erwartungen liegt die Telekom auch beim Börsenkurs. Er ist der Gradmesser, an dem sich jeder Vorstand messen lassen muss und alle bisherigen seit dem Platzen der Börsenblase gescheitert sind. "Wir haben ein gutes erstes halbes Jahr hingelegt. Das wird von der Börse heute honoriert. Die Analysten sehen das Ergebnis und die Arbeit positiv.", zeigt sich der Telekom-Chef optimistisch.
Zur Verringerung ihrer Personalkosten sind auch weitere Entlassungen bei der Telekom möglich. "Wir können betriebsbedingte Kündigungen nicht ausschließen", bekräftigte Vorstandschef Rene Obermann bei der Vorlage der Halbjahresbilanz am Donnerstag in Bonn. Dies sei zwar nur die letzte Möglichkeit. Der Vorstand müsse sich aber auch damit auseinandersetzen, was zu tun sei, falls die Personalkostenziele nicht mit dem freiwilligen Ausscheiden von Mitarbeitern zu erreichen seien. Zuletzt hatte die Telekom ein Abfindungsprogramm für ihr Geschäftskundensparte T-Systems bekanntgegeben, das Sorgenkind des Konzerns.
Finanzziele vorbehaltlich des Dollarkurses
Die Telekom hat in Deutschland seit dem vergangenen Jahr 11.500 Arbeitsplätze abgebaut, 7,5 Prozent der Stellen. Damit ergab sich angesichts von Zuwächsen im Ausland konzernweit ein Stellenabbau um 2,8 Prozent oder 6900 Arbeitsplätze. Der bereinigte Personalaufwand sei damit um vier Prozent gesunken, sagte Finanzchef Karl-Gerhard Eick.
Die Deutsche Telekom stellt ihre Finanzziele weiter unter den Vorbehalt der Entwicklung des Dollarkurses. Solange der Euro unter 1,60 Dollar liege, halte der Vorstand an seiner Prognose fest, sagte Finanzchef Karl-Gerhard Eick am Donnerstag in Bonn. Der Konzern leidet vor allem im wichtigen US-Geschäft unter dem starken Euro.
Quelle: ntv.de