Milliardäre mit wichtiger RolleDas sind die deutschen KI-Hotspots
Janna Linke
Künstliche Intelligenz wird die Welt verändern. Die großen Fortschritte melden Firmen aus den USA und China, doch Deutschland schläft nicht: In Orten wie Potsdam oder München arbeiten deutsche Forscher an der Zukunft von Wirtschaft und Gesellschaft.
Sie trainieren Roboterarme, kreieren Filme oder schützen vor Cyberangriffen: Studenten und Gründer in Deutschland. Und zwar mithilfe von Künstlicher Intelligenz. Der gemeinsame Nenner? Sie alle sitzen an sogenannten KI-Hotspots. Was in den USA das Silicon Valley ist, sind in Deutschland Orte wie Berlin, München, Darmstadt oder Karlsruhe.
Hinter den beeindruckenden Forschungsleistungen und Gründungswellen stehen immer öfter auch prominente Namen. Der vielleicht sichtbarste ist SAP-Gründer und Milliardär Hasso Plattner. Anfang Juni gab er bekannt, in dreistelliger Millionenhöhe in den Potsdamer Uni-Campus investieren zu wollen, um die brandenburgische Landeshauptstadt zum KI-Hotspot zu machen. Es sei eine historische Chance, Deutschlands KI-Forschung auf Weltniveau zu bringen.
Was Plattner damit meint, zeigt sich heute schon am nach ihm benannten Hasso-Plattner-Institut (HPI): Im Makers Universe experimentieren Studierende mit KI-gestützten Roboterarmen, die sie teils selbst aus dem 3D-Drucker ziehen. "Sie bauen Roboterarme, montieren sie selbst und trainieren sie dann mit KI, damit sie eigenständig kleine Aufgaben lösen können", sagt Markus Wutzlhofer vom HPI. "Eine echte Herausforderung."
"KI wird Standortfaktor für Europas Souveränität"
Doch Roboterarme sind erst der Anfang. "Wir haben mittlerweile viele Lehrstühle für Künstliche Intelligenz und werden das Thema weiter ausbauen", sagt Frank Pawlitschek von der HPI School of Entrepreneurship. "Digitale Souveränität ist zentral für Europa. Hier wollen wir Forschung, Unternehmen und Startups ausbilden, die Europa voranbringen."
Es hat Gründe, dass Deutschlands KI-Szene boomt. Universitäten bündeln Wissen, Talente und Netzwerke - das zieht Startups an, der Gründungsboom um KI ist deutlich spürbar. Es fließt zudem frisches Geld. München ist das Musterbeispiel: Das Gründungszentrum an der TU München, von BMW-Erbin Susanne Klatten gefördert, wird offiziell als Europas beste Kaderschmiede für Startups gehandelt.
Was erhoffen sich die Superreichen von ihrer Förderung? "Deutsche Milliardäre investieren in KI-Standorte, um Zugriff auf neue Technologien und einen Return zu haben", sagt ntv-Digitalexpertin Frauke Holzmeier. "Aber sie wollen auch den Standort Deutschland stärken. Davon brauchen wir mehr." Denn auch Geld entscheidet darüber, wer im KI-Rennen vorn liegt.
Hier liegt Deutschland vor China
Auch ohne Milliardäre im Rücken pulsiert die Szene - etwa am Merantix AI Campus in Berlin. Über 80 Teams forschen hier auf 6000 Quadratmetern. "Deutschland rangiert weltweit auf Platz acht bei KI - bei Patenten und Wissen sogar auf Rang zwei, noch vor China. Entscheidend wird aber, dass wir mutig sind und Kommerzialisierung wagen", sagt Gründerin Janette Wiget im ntv-Podcast "Startup- Jetzt ganz ehrlich".
Julius Muth ist überzeugt: "Europa wird digital souveräner werden", sagt der Startup-Gründer am KI-Campus. "Das Know-how ist da, die politische Stabilität auch."
"Deutschland hat Chancen, vor allem wenn wir KI in die Industrie bringen", sagt Frauke Holzmeier. "In Robotik sind wir ohnehin stark."
Chancen, an denen täglich gearbeitet wird - zwischen kreativen Ideen, Venture-Capital und visionären Studienprojekten. Deutschlands KI-Hotspots sind längst auf dem Sprung, Europas Antwort auf das Silicon Valley zu werden.
Mit Janette Wiget sprach Janna Linke. Das Gespräch wurde zur besseren Verständlichkeit gekürzt und geglättet. Vollständig können Sie es im ntv-Podcast "Startup - jetzt ganz ehrlich" anhören.