Kiefer zu schwach Beutelwolf war kein Schafsmörder
01.09.2011, 07:27 UhrFalscher Vorwurf: Der als Schafsmörder gejagte Beutelwolf konnte wahrscheinlich gar keine Schafe fressen. Australische Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass er dafür einen zu schwachen Kiefer hatte - was auch sein Aussterben beschleunigt haben könnte.

Die Wissenschaftlerin Marie Etard von der University of New South Wales mit dem Schädel eines Beutelwolfes.
Der heute ausgestorbene Beutelwolf wurde vom Menschen gejagt, weil er als Schafsmörder galt. Doch der Räuber, auch Tasmanischer Tiger genannt, konnte wahrscheinlich gar keine so großen Tiere fressen. Sein Kiefer war dafür schlichtweg zu schwach. Das haben australische Forscher mit Hilfe eines Computermodells herausgefunden. Ihre Studie deute darauf hin, dass der Beutelwolf eher Tiere fraß, die kleiner als er selbst waren, schreibt das Team um Marie Attard von der Universität von New South Wales in Sydney.
Der Beutelwolf (Thylacinus cynocephalus) war einst auf dem australischen Festland und der Insel Neu Guinea verbreitet. Als die Europäer Australien besiedelten kam er bereits nur noch in Tasmanien vor, der großen Insel südlich des Kontinents. Der Verlust von Lebensraum und Beutetieren sowie auf ihn ausgesetzte Kopfgelder gelten als Hauptursachen für das Aussterben des Tieres. Das letzte nachgewiesene Exemplar Tasmaniens starb 1936 in einem Zoo.
Der Beutelwolf ähnelte einem großen Hund und hatte Querstreifen am hinteren Teil des Körpers. Das er zu den Fleischfressern zählt ist klar. Doch was der Tasmanische Tiger genau gejagt hat, darüber gebe es keine direkten Nachweise, heißt es in der im britischen "Journal of Zoology" veröffentlichten Studie.
Fressverhalten analysiert
Um mehr über seine Beute zu erfahren erschufen die Forscher 3D-Modelle vom Kiefer des Beutelwolfes sowie solche des Beutelteufels und des Riesenbeutelmarders. Letztere seien die beiden größten noch lebenden Raubbeutler-Arten, ihre Ernährungsweise ist umfassend erforscht. Mithilfe der Modelle konnten die Forscher Unterschiede im Fressverhalten, etwa beim Beißen, Reißen und Zerren an der Beute simulieren.

Der Beutelwolf ist seit 1936 ausgestorben. (Modell eines "Tasmanischen Tigers" und ein 134 Jahre altes in Alkohol eingelegtes Exemplar)
(Foto: REUTERS)
Der Schädel des Beutelwolfes wurde demnach durch das Ringen mit dem Opfer im Vergleich zu dem seiner noch lebenden Verwandten deutlich stärker beansprucht. "Wir können ziemlich sicher sein, dass Beutelwölfe bei der Jagd von kleineren Säugetieren wie Nasenbeutlern, Wallabys und Opossums mit anderen Raubbeutlern konkurriert haben", so Mitautor Stephen Wroe. Seine Unfähigkeit große Beutetiere zu töten könnte das Aussterben des Beutelwolfs sogar beschleunigt haben.
Quelle: ntv.de, dpa