Versorgung wie Ameisen-Königin Larven ahmen Geräusche nach
09.02.2009, 13:19 UhrDie Larven des Kreuzenzian-Ameisen-Bläulings imitieren die Geräusche von Ameisen-Königinnen derart echt, dass sie von den Arbeiterinnen für Königinnen gehalten und entsprechend versorgt werden. Darüber berichten Wissenschaftler um Franscesca Barbero von der Universität Turin im Journal "Science".
Wie ihren echten Staatsoberhäuptern widmen die Arbeiterinnen der Ameisenart Myrmica schencki den schmarotzenden Schmetterlingsraupen besonders viel Aufmerksamkeit und füttern sie selbst dann, wenn es für die eigenen Larven nicht genügend Nahrung gibt. "Diese Untersuchung zeigt zum ersten Mal, dass ein Parasit die Geräusche von Ameisen nachahmt, um eine Sonderbehandlung zu erschleichen", sagt Jeremy Thomas, Mitautor der Studie.
Umsorgte Schmarotzer
Um ins Nest der Ameisen zu gelangen, produzieren die Schmetterlingslarven (Maculinea rebeli) Duftstoffe, die genauso riechen wie das chemische Bouquet der Ameisen. Die Larven werden daher von den Arbeiterinnen für Artgenossen gehalten, die sich verirrt haben und ins Nest getragen. Als fremd erkannte Eindringlinge werden dagegen vehement bekämpft und manchmal sogar getötet. Im Nest werden die Schmarotzer-Raupen wie die Ameisenlarven gefüttert und umsorgt.
Die falschen Königinnen-Geräusche bringen die Arbeiterinnen sogar noch dazu, die schmarotzenden Larven vor den arteigenen Nachkommen zu bevorzugen. "Reicht das Futter nicht für alle, fangen die Arbeiterinnen an, die eigenen Eier und Larven unter sich aufzuteilen und zu fressen", erklärt Thomas. "Die Schmetterlingsraupen werden jedoch weiterhin königlich behandelt und bekommen die größten Portionen". Dass die Larven der in Ameisennestern parasitierenden Bläulinge Geräusche produzieren, belauschten die Forscher schon vor einigen Jahren.
Nun untersuchten sie, wie die Ameisen auf diese Laute reagieren, wenn sie ihnen vorgespielt werden. "Die Arbeiterinnen behandelten selbst die Lautsprecher wie Königinnen und trommelten mit ihren Antennen darauf herum", berichtet Jeremy Thomas. "Das zeigt, dass sie die feindlichen Larven tatsächlich für Königinnen halten."
In einem ruhigen Raum noch hörbar
Wie es den schmarotzenden Raupen gelingt, die königlichen Geräusche zu imitieren, ist bisher unklar. Die Forscher vermuten, dass sie die Laute durch Muskelkontraktionen erzeugen. Die Königinnen besitzen an ihrem Hinterleib eine mit kleinen Zähnchen besetzte Kante (Stridulationsorgan) mit der sie die quietschend-kratzenden Geräusche erzeugen. Diese Laute sind jedoch für das menschliche Ohr kaum wahrnehmbar. "In einem sehr ruhigen Raum könnten wir sie gerade noch hören", sagt Thomas.
Quelle: ntv.de