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Zu viel Blei im Blut Munition vergiftet Greifvögel

Der Kalifornische Kondor zählt zur Familie der Neuweltgeier.

Der Kalifornische Kondor zählt zur Familie der Neuweltgeier.

(Foto: Wikipedia)

Als eine vom Aussterben bedrohte Tierart darf der Kalifornische Kondor nicht gejagt werden. Und dennoch erliegt der Aasfresser den bleihaltigen Kugeln der Jäger.

Geschossen wird auf die überaus seltenen Kalifornischen Kondore nicht. Dennoch sind viele der Vögel mit Blei vergiftet. In angeschossenen und dann verendeten Tieren stecken kleine Bruchstücke des giftigen Metalls – und werden von den größten Vögeln Nordamerikas mitgefressen. Ungefähr 20 Prozent der Vögel (Gymnogyps californianus) haben derart hohe Bleikonzentrationen im Blut, dass sie ein Fall für den Tierarzt wären. Das berichten Forscher um Myra Finkelstein von der University of California in Santa Cruz. Ihre Ergebnisse sind in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften nachzulesen.

Die Studie führt unter anderem den chemischen Nachweis für die Ursache der Vergiftung. Das Blei in der Munition hat eine bestimmte Isotopenzusammensetzung, die sich in den Vögeln wiederfand, berichtet das Team. Dabei tut der Mensch an anderer Stelle fast alles, um die 1982 bereits fast ausgerotteten Vögel mühevoll zu erhalten. Damals gab es noch 22 Exemplare. Vor allem ein aufwendiges Zuchtprogramm trug dazu bei, dass es Ende 2010 wieder etwa 400 der Kondore gab. Die meisten davon seien allerdings ausgewilderte Exemplare gewesen, notieren Finkelstein und ihre Kollegen. Nur 24 Küken seien in der Wildnis flügge geworden.

Die Ergebnisse beruhen auf 1154 Blutproben von 150 Vögeln aus den Jahren 1997 bis 2010. Viele der untersuchten Tiere wurden mehrfach vergiftet, sowohl innerhalb eines Jahres als auch über größere Zeiträume hinweg. Wenn sich mehr als 450 Nanogramm (450 Millionstel Milligramm) Blei je Milliliter Blut fanden, erhielten die Tiere Substanzen, die das Blei binden und entfernen können.

Rufe nach einem Verbot

Die Daten zeigten, dass die Bleivergiftung einer Epidemie gleichkommt und dass bleihaltige Munition die Hauptursache ist, betonen die Forscher. Das Einschränken des Gebrauchs von Bleimunition sei ein komplizierter politischer Prozess und illustriere die große Herausforderung, die Ziele von Politik und Tierschutz in Einklang zu bringen, heißt es in "PNAS"

Wie problematisch Bleimunition ist, ist auch in Deutschland bekannt – unter anderem vom Seeadler. Die Greifvögel fressen feine Munitionsteile mit, wenn sie angeschossene Vögel schlagen. Zum Verhängnis können den Königen der Lüfte aber auch die Organe erlegter Wildtiere werden, wenn sie in Wald und Flur zurückgelassen werden. Zu Beginn der Jagdsaison verlangte der Nabu Ende 2011 ein bundesweites Verbot von Bleimunition. Die Fakten seien längst bekannt: "Bleihaltige Jagdmunition belastet hochwertige Lebensmittel und vergiftet bedrohte Tiere wie den Seeadler", erklärt Nabu-Präsident Olaf Tschimpke. "Blei gehört weder in die Landschaft noch in unsere Lebensmittel." Der Verband fordert ein endgültiges Verbot von Bleimunition.

Die Munitionsreste vergiften die Greifvögel, weil in ihren extrem säurehaltigen Mägen das Blei sofort gelöst wird und nicht mehr ausgeschieden werden kann. "Damit muss endlich Schluss sein", verlangt Tschimpke. Aus seinen eigenen Jagdbezirken habe der Nabu bleihaltige Munition verbannt und überzeugende Erfahrungen mit den bleifreien Alternativen gesammelt.

Quelle: ntv.de, dpa

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