Maschinenmensch als Diätassistent Roboter soll beim Abnehmen helfen
14.06.2010, 08:01 UhrDer Diätmarkt in den USA ist ein Milliardengeschäft. Ein kleiner Roboter will diesen erobern. Autom soll Übergewichtigen im Kampf gegen die Pfunde zur Seite stehen.
Autom ist 38 Zentimeter hoch, hat kugelrunde blaue Augen und einen nachsichtigen Blick. Englisch, Kantonesisch und Mandarin beherrscht er fließend. Demnächst soll er bei Tausenden US-Bürgern mit sanften Worten gegen das Übergewicht anreden - wenn es nach dem Willen seines Erfinders Cory Kidd geht. Neben Ermunterung und Feedback kann er aber auch Ernährungspläne und Grafiken ausspucken. Hergestellt wird der Diätassistent von der Firma Automata in Hongkong. Für umgerechnet etwa 415 Euro pro Stück will Kidd die interaktive Maschine auf den US-Markt bringen, wo nach Angaben der Regierung zwei Drittel der Bevölkerung übergewichtig oder fettleibig sind. Europa soll folgen.
Autom muss nur eingeschaltet werden. Dann öffnet der Maschinenmensch seine blauen Augen und schwenkt den Kopf auf der Suche nach einem menschlichen Gesicht, mit dem er Blickkontakt aufnehmen kann. "Hallo, ich bin Autom! Drücke einen Knopf, um mit mir zu reden", sagt eine weibliche Roboterstimme mit amerikanischem Akzent. "Ich bin bereit. Lass uns zusammenarbeiten." Auf die Fragen nach Gewicht, Ernährung, sportlichen Aktivitäten und Zielen geben die Nutzer ihre Daten in den Computerbildschirm ein. Nach und nach sammelt der Computer auf diese Weise Wissen über die Stärken und Schwächen des Patienten, entsprechend kann er Fragen und Beratung anpassen. Auch Grafiken über Fortschritte und Gewohnheiten werden ausgegeben.
Mit Roboter gehts besser
Auf dem rund 66 Milliarden Euro schweren Diätmarkt in den USA ist bereits Nintendo aktiv mit seinen Computerspielen Wii Fit und My Weight Loss Coach. Mit Autom setzt sein Erfinder Kidd auf eine persönlichere Abnehmhilfe. Er ist ein sogenannter sozialer Roboter, der sein Verhalten dem Menschen anpasst. Seine Erscheinung ist simpel, Kopf und Hals sitzen auf einem kastenartigen Körper, der auf zwei plumpen Beinen steht. Sein Gesicht hat keine Nase und nur einen angedeuteten Mund.
Erfinder Kidd ist Absolvent des Massachusetts Institute of Technology und promovierte über die Interaktion zwischen Mensch und Roboter. Bei einem Feldversuch im Großraum Boston schaffte es Autom demnach, 15 Abnehmwillige 51 Tage bei der Stange zu halten. Eine zweite Gruppe machte sich mithilfe eines Computers mit identischer Software ans Abnehmen, eine dritte Gruppe nur mit einfachen Papierunterlagen. Alle mussten sich an bestimmte Diät- und Trainingspläne halten. Die Autom-Patienten hielten am längsten durch, 40 Prozent länger als die Computer-Probanden und fast doppelt so lange wie die Papier-Patienten.
Individualisierung geplant
Lona Sandon ist Sprecherin der US-Diät-Organisation American Dietetic Association. Sie beurteilt den Roboter zurückhaltend: "Für manche könnte es eine gute Hilfe sein. Man braucht ständiges Feedback. Aber manche Patienten werden Autom schnell langweilig finden, wenn der Reiz des Neuen nachlässt, wie bei allem anderen."
Kidd zufolge nehmen die Patienten ihren Diätassistenten ernster, wenn sie ihm menschliche Eigenschaften zuschreiben. So tauften sie ihre Roboter auf Namen wie Maya, Casper oder Robbie, manche staffierten sie mit Schals und Hüten aus. "Wenn die Leute eine Beziehung zu etwas aufbauen, ist es fast wie ein Haustier", sagt Kidd. Für die nächsten Jahre verspricht er Fortschritte bei Farbgebung, Kleidung und Persönlichkeit. Sogar die Stimme könnte individuell festgelegt werden, beispielsweise auf die des Lieblingsstars. Eines Tages könnte Autom auch als Betreuer bei chronischen Krankheiten, Diabetes oder sogar Alkohol- und Drogenabhängigkeit eingesetzt werden.
Quelle: ntv.de, Eleanor Wason, AFP