"Schön und interessant" Spinne des Jahres gekürt
20.11.2007, 16:28 UhrDie Winkelspinne ist die "Spinne des Jahres 2008". Winkelspinnen (Tegenaria) sind weit verbreitet, sie finden sich in nahezu jedem Keller, sagte der Präsident der Arachnologischen Gesellschaft, Peter Jäger, in Frankfurt. Von den weltweit rund 100 Arten dieser Gattung lebten 70 in Europa und 10 in Deutschland. "Um Spinnen und die meist unberechtigten Vorurteile vor den Achtbeinern zu thematisieren, hätte die Jury keinen besseren Kandidaten auswählen können", sagte Jäger, der am Frankfurter Senckenberg-Institut tätig ist.
Der Titel "Spinne des Jahres" müsse nicht zwangsläufig einer gefährdeten Spinne zuerkannt werden, begründete Jäger die Wahl. Die ausgewählte Spinne dürfe ruhig häufig vorkommen, sie müsse "vor allem schön und interessant" sein, um Interesse oder zumindest Verständnis wecken zu können. "Gegen Spinnen-Angst hilft nur Spinnen-Wissen." Daher sei in diesem Jahr bewusst eine Spinne ausgewählt worden, "die jeder schon einmal gesehen hat".
Die Arachnologische Gesellschaft kürt die "Spinne des Jahres" in Deutschland seit dem Jahr 2000. Seit 2005 wird der Titel auch auf europäischer Ebene vergeben. In diesem Jahr wurde erstmals ein neues Verfahren gewählt: Die Gattung Tegenaria wird ein Jahr lang europaweit in den Fokus der Öffentlichkeit gestellt.
Zusätzlich kürte jedes Land eine lokale Art. In Deutschland und sechs weiteren Ländern fiel diese Wahl auf die Große Winkelspinne mit dem wissenschaftlichen Namen Tegenaria atrica, wörtlich übersetzt heißt das Schwarze Dachspinne. Das Tier sei "weder giftig noch gefährlich".
Nachtaktive Tiere
Winkelspinnen bauen ihre Netze meist in die Ecken eines Raumes und dadurch zu einer trichterförmigen Wohnröhre. In diesem Schlupfwinkel verbringen die nachtaktiven Tiere nach Angaben der Arachnologischen Gesellschaft die meiste Zeit des Tages regungslos. In der Natur bauen sie ihre Netze gern unter Steinen, in hohlen Baumstämmen oder unter Böschungen. Die Achtbeiner aus der Familie der Trichterspinnen kommen weltweit in mehr als 100 Arten vor.
Die in Deutschland heimische Große Winkelspinne (Tegenaria atrica) hat es gern geschützt und regenfrei. Sie lebt in Steinbrüchen, Baumwurzeln, an efeubewachsenen Hausmauern, in Garagen und Kellern. Tegenaria atrica ist tief braun, Männchen sind etwas heller gefärbt als Weibchen. Ihr Körper ist 10 bis 16 Millimeter lang, die Beinspannweite kann zehn Zentimeter erreichen. Im Gegensatz zu anderen hausbewohnenden Arten dieser Gattung besitzt die Große Winkelspinne keine geringelten Beine. Geht ihr ein Insekt ins Netz, läuft die Spinne - angelockt durch die Schwingungen der Fäden - zur Beute, beißt sie, injiziert etwas Gift und verzehrt sie im Schutze ihres Schlupfwinkels. Menschen beißt die Winkelspinne nicht.
Zu den weiteren deutschen Arten gehört die Mauerwinkelspinne (Tegenaria parietina), sie ist größer als die Große Winkelspinne aber seltener. Die Hauswinkelspinne (Tegenaria domestica) lebt - wie der Name schon sagt - in Häusern, die Feldwinkelspinne (Tegenaria agrestis) hingegen ausschließlich in der freien Natur.
Quelle: ntv.de