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Artenerhalt auf Madagaskar Tiere bekommen mehr Platz

Geckos, Schmetterlinge, Lemuren und seltene Fossa-Schleichkatzen auf Madagaskar bekommen mehr Platz: Die Schutzfläche für die weltweit einzigartige Tier- und Pflanzenwelt auf der Tropeninsel soll verdreifacht werden. Ein internationales Wissenschaftlerteam hat nun akribisch die Verbreitung von mehr als 2300 einheimischen Arten landesweit kartiert und die bislang detaillierteste Naturschutzkarte des einstigen Seeräuber-Paradieses im Indischen Ozean vorgelegt. Sie soll als Grundlage für die geplante Ausdehnung der Schutzgebiete dienen.

Die viertgrößte Insel der Welt ist für ihre Pflanzen- und Tiervielfalt berühmt, die allerdings durch die fortschreitende Abholzung des Regenwaldes bedroht ist. Im US-Fachjournal "Science" stellen Claire Kremen von der Universität von Kalifornien in Berkeley und ihre Kollegen mit ihrer Kartierung nun die bisherigen Naturschutzkonzepte auf den Kopf: Die Experten plädieren nicht nur für den Schutz großer zusammenhängender Flächen, sondern auch kleinerer Gebiete, die eine überraschend hohe Dichte seltener Flora und Fauna aufweisen.

Ökologisch wertvoller als bisher angenommen

Diese Gebiete im zentralen Hochland und in unbewaldeten Küstenabschnitten seien ökologisch wertvoller als bisher gedacht. Bei den bisherigen Naturschutzbemühungen seien sie jedoch meist zugunsten großer Waldgebiete vernachlässigt worden. Nach Ansicht der Autoren könnte der neue Ansatz wegweisend auch für Schutzbemühungen in anderen Weltregionen sein: Rund die Hälfte aller Pflanzenarten und geschätzte 71 bis 83 Prozent der Wirbeltiere leben auf nur 2,3 Prozent der Landfläche der Erde.

Das Naturparadies Madagaskar mit seinen charakteristischen Affenbrotbäumen, zwischen denen sich Geckos und Schmetterlinge tummeln, liegt abseits der Handelsrouten zwischen Afrika und Asien. Auf der ursprünglich fast vollständig bewaldeten Insel sind seit der Besiedlung durch den Menschen vor 2000 Jahren rund 90 Prozent der Waldfläche verloren gegangen. Präsident Marc Ravalomanana hat den Ernst der Lage erkannt und den Schutz der Natur im Jahr 2003 bei einem internationalen Naturpark-Kongress "zur Priorität der Prioritäten" erklärt. Er hat die Aufforstung von jährlich 50.000 Hektar Wald verfügt - das entspricht immerhin der doppelten Größe von Frankfurt am Main. Zudem will Ravalomanana die Fläche der Schutzgebiete auf sechs Millionen Hektar verdreifachen.

Erhalt außergwöhnlicher Tiere

80 Prozent der Arten auf Madagaskar kommen sonst nirgendwo auf der Welt vor. Dank der isolierten Insellage entwickelte sich im Laufe von Millionen von Jahren ein einzigartiges zoologisches Raritätenkabinett. Lemuren etwa, eine Art Halbaffen, sind nur auf der Ostafrika vorgelagerten Insel anzutreffen und wegen der Rodung des Regenwaldes wie andere Tierarten bedroht. Aber nicht nur schwindende Lebensflächen gefährden die Fauna: Der Schmuggel streng geschützter Arten ist äußert lukrativ - gerade weil viele der Tiere nur auf der Insel heimisch sind.

Erst vor kurzem fielen Zöllnern auf dem Flughafen der südafrikanischen Metropole Johannesburg Kisten mit mehr als 700 seltenen Käfern, Insekten, Schildkröten und Kriechtieren aus Madagaskar in die Hände. Sie hatten nach Europa geschmuggelt werden sollen - viele von ihnen waren bereits auf dem Transport verendet.

Quelle: ntv.de

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