Fundsache

Nach mehr als 80 Jahren Versunkenes US-Kriegsschiff vor Weihnachtsinsel entdeckt

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Der US-Zerstörer "USS Edsall" im Hafen von San Diego, Anfang der 1920er-Jahre.

Der US-Zerstörer "USS Edsall" im Hafen von San Diego, Anfang der 1920er-Jahre.

(Foto: U.S. Navy Naval History and Heritage Command/ Wikimedia Commons/Public Commons)

1942 versenkt die japanische Flotte die "USS Edsall" bei einer Seeschlacht im Indischen Ozean. Da es keine Überlebenden gibt, bleibt der Untergang und der letzte Standort des US-Schiffs ein Rätsel. Doch ein Fund in Tausenden Metern Tiefe vor der australischen Weihnachtsinsel gibt Antworten.

Im Zweiten Weltkrieg wurden mehr als 1000 Schiffe der US-Navy versenkt. Einige sind bis heute vermisst. Eines davon war die "USS Edsall". Der US-Zerstörer war kurz nach dem Angriff auf Pearl Harbor und dem damit verbundenen Eintritt der USA in den Krieg von der japanischen Armee versenkt worden. Nun wurde das Wrack des lange verschollenen US-Kriegsschiffs entdeckt, wie Vertreter der US-Navy und der australischen Marine bekannt gaben.

"Ich fühle mich geehrt, die Rolle der #AusNavy bei der Entdeckung des Wracks der 'USS Edsall' der US-Marine anzuerkennen, einem Kriegsschiff, das in unserer gemeinsamen Marinegeschichte einen besonderen Platz einnimmt", schrieb Caroline Kennedy, die US-Botschafterin in Australien, in einem Instagram-Post zum Gedenken am australischen Veteranen-Gedenktag.

"Wir werden nun in der Lage sein, dieses wichtige Denkmal zu erhalten und hoffen, dass die Familien der dort verstorbenen Helden wissen, dass ihre Angehörigen in Frieden ruhen", sagte Kennedy in einem begleitenden Video.

Ein Fund in 5500 Metern Tiefe

Im Spätsommer 2023 entdeckte ein Schiff der australischen Marine südlich der abgelegenen australischen Weihnachtsinsel in knapp 5500 Metern Tiefe ein Schiffswrack. Das Wrack wurde von der "Stoker", einem australischen Marine-Schiff, das normalerweise für hydrografische Vermessungen eingesetzt wird, gefunden, so Vizeadmiral Mark Hammond, Chef der Royal Australian Navy, in dem Video auf Instagram. Eine Sprecherin der australischen Marine wollte auf Nachfrage der "Washington Post" nicht sagen, welchen Auftrag die "Stoker" hatte, als das Wrack gefunden wurde. Sie nannte "operative Sicherheitsbedenken".

Nach dem Fund wurde das Wrack mit Unterwasserrobotern und Sonar untersucht. Schließlich habe die australische Marine den Leiter des Naval History and Heritage Command in Washington und pensionierten Konteradmiral der US-Marine, Samuel J. Cox, über den Fund informiert. Das australische Forschungsteam vermutete, dass es sich bei dem Wrack um die "Edsall" handeln könnte.

Ein Team aus Unterwasserarchäologen habe dann die australischen Daten überprüft, sagte Cox der "Washington Post". "Es gab ein anderes Schiff, die (USS) 'Pillsbury', das in der Nähe untergegangen ist", sagte er. Die "Pillsbury" sei die gleiche Schiffsklasse gewesen und hätte praktisch identisch ausgesehen. Schließlich waren sich die Unterwasserarchäologen aus den USA und Australien einig: Das Wrack ist die 1942 versunkene "Edsall".

Katz-und-Maus-Spiel im Indischen Ozean

Am 1. März 1942 war der US-Zerstörer unterwegs im Indischen Ozean, südlich von Java in Indonesien. An Bord waren 153 Seeleute sowie Dutzende Piloten und Soldaten der Army Air Forces. Der Kapitän der "Edsall" war der 33-jährige Lt. Joshua James Nix. Die "Edsall" wurde in Philadelphia gebaut und 1920 vom Stapel gelassen. 1942 war der US-Kreuzer schon etwas veraltet.

Das Schiff war bei einem früheren Kampf bereits beschädigt worden und deshalb nicht mehr kampffähig, als es gegen Nachmittag auf eine japanische Seestreitmacht aus Flugzeugträgern, Schlachtschiffen und Kreuzern traf. Vermutlich war die "Edsall" einem Notruf eines anderen US-Kriegsschiffs gefolgt und kreuzte deshalb die Japaner. So schreibt es "The Washington Post" unter Berufung auf Cox.

Die Lage für die "Edsall" und Kapitän Nix war aussichtslos. Die "Edsall" war ein verhältnismäßig kleines Schiff, nur etwa 90 Meter lang. Zudem war der US-Kreuzer zu langsam, um zu entkommen, als die Japaner angriffen. Über mehr als eine Stunde feuerten japanische Schiffe Hunderte Granaten ab - die trafen aber nicht. Denn "Edsall"-Kapitän Nix ließ das Schiff im Zickzack fahren, beschleunigte, wich aus, wurde wieder langsamer und scherte aus. Dabei schoss der US-Kreuzer auch zurück, warf eine Rauchwand auf und feuerte Torpedos ab. Die Japaner erinnerte die Zickzack-Fahrt der "Edsall" an die sogenannte "Japanische Tanzmaus", ein damals beliebtes Haustier in Japan. Deshalb nannten sie das Schiff "tanzende Maus".

Die sinkende "Edsall" am 1. März 1942.

Die sinkende "Edsall" am 1. März 1942.

(Foto: U.S. Naval History and Heritage Command/ Wikimedia Commons/Public Domain)

Schließlich schickten die Japaner Sturzkampfbomber los. Erneut versuchte Kapitän Nix durch die Zickzack-Fahrt den Bomben auszuweichen, doch mindestens eine traf offenbar die "Edsall". Der US-Kreuzer fing Feuer und versank schließlich bei Einbruch der Dunkelheit. Einige Besatzungsmitglieder der "Edsall" sollen überlebt haben. Sie wurden jedoch von den Japanern gefangen genommen und sollen in einem Kriegsgefangenenlager auf Indonesien enthauptet worden sein, so schreibt es "The Washington Post" unter Berufung auf den Stand der historischen Forschung.

Quelle: ntv.de, rwe

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