Mehr Schutz für Mädchen Ägypten verbietet Beschneidung
08.06.2008, 14:07 UhrIn Ägypten sind künftig Beschneidungen von Mädchen und Hochzeiten unter 18 Jahren verboten. Ein entsprechendes Gesetz hat am Wochenende das Parlament in Kairo verabschiedet. Es stieß nach Medienberichten auf scharfe Kritik der Muslimbruderschaft, die einen islamischen "Marsch durch die Institutionen" anstrebt. Sie sieht in dem neuen Gesetz, das sofort in Kraft treten soll, einen Widerspruch zu Rechtsprechung des Islams.
Wer sich an einer Beschneidung beteiligt, dem droht nach dem neuen Gesetz eine Gefängnisstrafe zwischen drei Monaten und zwei Jahren oder eine Geldstrafe bis zu 940 US-Dollar (knapp 600 Euro). Nur bei "medizinischer Notwendigkeit" soll die Beschneidung von Mädchen noch erlaubt sein. Sie ist eine weit verbreitete Sitte in Ägypten, die wegen der Infektionsgefahr sogar zum Tode führen kann.
Das neue Heiratsverbot betrifft Frauen und Männer unter 18 Jahren. Bislang galt bei Mädchen eine Altersgrenze von 16 Jahren. Wer legal heiraten will, muss sich den Berichten zufolge in Zukunft zuvor auch medizinischen Tests unterziehen. Mit dieser Maßnahme soll die hohe Zahl an Neugeborenen mit Gendefekten verringert werden.
Christen getötet
Unterdessen haben sich nach dem Mord an vier koptischen Christen in Kairo die Spannungen zwischen Muslimen und Christen in Ägypten verschärft. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) teilte mit, in der rund 210 Kilometer südlich von Kairo gelegenen Ortschaft Deir Abu Fana in der Provinz Minya hätten bewaffnete radikale Muslime ein koptisches Kloster angegriffen. Drei Mönche wurden verschleppt, misshandelt und zum Teil schwer verletzt, bevor sie befreit werden konnten.
Einen anschließenden friedlichen Protestmarsch von rund 300 Kopten habe die Polizei unter Einsatz ihrer Schusswaffen aufgelöst.
Quelle: ntv.de