Panorama

Wieder Dioxin in Eiern gefunden Bio-Betrieb in NRW gesperrt

Ums Osterei muss dennoch niemand fürchten: Die Produktion läuft auf Hochtouren und Eierpreise sinken.

Ums Osterei muss dennoch niemand fürchten: Die Produktion läuft auf Hochtouren und Eierpreise sinken.

(Foto: dpa)

Immer wieder erschüttern Lebensmittel-Skandale das Land. Nun will Verbraucherministerin Aigner handeln. Der Bundesrechnungshof schlägt einen "nationalen Krisenstab" vor und fordert mehr Geld und Personal für die Überwachungsstellen.

Mitten in der vorösterlichen Eiersaison haben Prüfer das gefährliche Gift in den Produkten eines Bio-Erzeugers aus Nordrhein-Westfalen entdeckt. Nach Angaben des NRW-Verbraucherschutzministeriums beliefert der Betrieb mit 25.000 Legehennen vor allem Supermärkte. Den genauen Ort des Hofes wollte ein Ministeriumssprecher nicht nennen. Der Betrieb sei gesperrt worden und darf vorerst keine Eier liefern.

Die Eier aus zwei der insgesamt vier Ställen dieses Betriebs hätten eine bis zu sechs Mal über dem Grenzwert liegende Konzentration des Dioxin-ähnlichen PCB (Polychlorierte Biphenyle) aufgewiesen. PCB könne im Prinzip mit Dioxin gleichgesetzt werden, sagte der Sprecher.

Woher die Verunreinigung stamme, sei noch unbekannt: "Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren.", erklärte das Ministerium. Es werde auch untersucht, ob der Erzeuger seinen Meldepflichten nachgekommen sei. Die Aufsichtsbehörde des Landkreises sei am 26. März informiert worden und habe eine amtliche Kontrolle eingeleitet. Bei Eigenkontrollen sei Dioxin jedoch schon "deutlich vorher" in den Eiern entdeckt worden. Das Ministerium wurde nach Angaben des Sprechers dann am Montag über die amtlichen Untersuchungsergebnisse informiert.

Keine aktuelle Gefahr bei normalem Verbrauch

Erhöhte Dioxinwerte seien in Eiern aus allen Ställen des Betriebes gemessen worden, hieß es weiter, in zwei Ställen jedoch nur in geringem Ausmaß. Der Verzehr auch der höher belasteten Eier bedeute keine akute Gefährdung, betonte der Sprecher. Schädigungen seien aber bei häufigem und langfristigem Verzehr dioxinverseuchter Lebensmittel nicht auszuschließen.

Dioxine sind chemisch ähnlich aufgebaute Verbindungen, die aber unterschiedlich giftig sind. Bereits geringe Konzentrationen können gefährlich sein. Als Langzeitwirkungen wurden etwa Störungen des Immunsystems, schwere Erkrankungen der Haut, der Atemwege, der Schilddrüse und des Verdauungstraktes festgestellt. In Tierversuchen wurden krebserregende Wirkungen nachgewiesen.

Zuletzt hatten überhöhte Dioxinwerte in Eiern und Fleisch Ende 2010 die Verbraucher verunsichert. Das Dioxin stammte damals aus Futtermitteln.

Aigner will bessere Kontrollen

Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner hatte angekündigt, als Konsequenz aus den Skandalen um Dioxin und den Darmkeim die Lebensmittelüberwachung in Deutschland neu zu organisieren. Gemeinsam mit den Ländern wolle sie die Schwachstellen beseitigen, so Aigner.

Ein Gutachten des Bundesrechnungshofes hatte eine weitreichende Neuorganisation der Überwachung von Lebensmitteln und Tierfutter empfohlen, für die die Bundesländer zuständig sind. Bisher üben 400 Behörden im ganzen Land die Überwachung in sicherheitsrelevanten Bereichen uneinheitlich aus.

Zudem sprechen sich die Experten für bundesweit einheitliche Standards aus. So sei zum Beispiel grundsätzlich festzulegen, wann bei Betriebskontrollen das Vier-Augen-Prinzip gelten solle. Der Bund müsse zudem schärfer im Blick haben, dass die zuständigen Überwachungsstellen der Länder auch ausreichend mit Personal und Geld ausgestattet sind. Die Entnahme von Proben und Vor-Ort-Kontrollen liegen in der Regel bei den örtlichen Ordnungsämtern.

Da zusehends Lebensmittel- und Handelskonzerne mit internationalen Rohstofflieferungen und Absatzmärkten zu überwachen sind, müsse es auch Kontrollen durch Spezialeinheiten mit übergreifender Kompetenz geben. Sie könnten etwa beim Bund angesiedelt sein.

Quelle: ntv.de, dpa

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