Panorama

Brandanschläge und Buttersäure Der Krieg ums Fischbrötchen

Fischbrötchen: Im Netz der Küsten-Mafia

Fischbrötchen: Im Netz der Küsten-Mafia

(Foto: picture alliance / dpa)

Im sogenannten Fischbrötchen-Krieg fällt in Kürze im Stralsunder Landgericht ein Urteil. Angeklagt sind drei Männer, die einen Kutter und ein Auto in Brand gesetzt sowie den Vize-Oberbürgermeister verprügelt haben sollen. Und alles wegen eines Fischs, der in einem Brötchen liegt.

Sonne, Strand und Meer findet man in Stralsund reichlich - und das lockt jährlich über eine halbe Million Touristen in die kleine Hansestadt. Die Küstenbesucher wissen längst um die kulinarische Köstlichkeit mit den zwei Brötchenhälften. Der Fischbrötchen-Kult sorgt so für ein gutes Geschäft im Stralsunder Hafen. Offenbar zu gut, denn das gemeine Fischbrötchen ist wohl in die Hände korrupter Mafiosi gefallen.

Das Landgericht Stralsund beschäftigt sich derzeit mit dem Fischbrötchen-Prozess. Die Staatsanwaltschaft wirft drei Männern im Alter von 29, 33 und 34 Jahren schwere Körperverletzung und Brandstiftung vor. Sie sollen einen Schiffskutter und ein Auto angezündet zu haben. Der 34-jährige Hauptangeklagte Ara A. soll darüber hinaus den 29-jährigen Andre L. dazu angestiftet haben, den Vize-Oberbürgermeister und Bauamtsleiter Heinz Dieter Hartlieb zu misshandeln.

Ein erbitterter Verteilungskampf mit einer Zündelei am Hafen und einem Anschlag auf eine mächtige Amtsperson: beste Zutaten für einen soliden Vorabend-Krimi. Die Täter haben allerdings ein ungewöhnliches Motiv: Fischbrötchen. Es geht dabei um die Vergabe von Konzessionen für den Betrieb von Fischverkaufskuttern im Stralsunder Hafen. Der angezündete Kutter "Störtebecker" war eben ein solcher Fischverkaufskutter. Er gehört einer Familie, die neu in das Fischbrötchen-Geschäft am Hafen einsteigen wollte. Die Brandanschläge sollten die unliebsame Konkurrenz abschrecken, so die Staatsanwaltschaft. Auch das Auto der Familie geriet so ins Visier der Fischbrötchen-Gangster. Ein teures Abschreckungsmittel - der Schaden liegt bei rund 60.000 Euro.

Die Ermittler vermuten, dass das Trio im Auftrag eines Bekannten handelte, dessen Freundin schon länger Fischbrötchen auf einem Kutter verkauft. Ein 19-Jähriger hat den Hauptverdächtigen im Verfahren zudem schwer belastet. Er soll im Auftrag des 34-jährigen Mannes einen Buttersäureanschlag auf ein Stralsunder Hotel verübt haben. Das Hotel gehört ebenfalls der Familie, deren Fischkutter und Auto bereits in Mitleidenschaft gezogen worden.

Mit Schlagstock und Sprengstoff

Damit nicht genug, ging es wenig später dem Vize-Oberbürgermeister Heinz-Dieter Hartlieb an den Kragen. Am 6. Juli 2012 ist er vor seiner eigenen Haustür mit einem Schlagstock angegriffen worden. Die maskierten Männer prügelten so stark auf den 53-Jährigen ein, dass er schwere Kopf- und Beinverletzungen erlitt. Der Grund für den Angriff lag vermutlich in der Annahme, dass der Vize-Oberbürgermeister für die Vergabe der begehrten Konzessionen zuständig sei, dem ist allerdings nicht so. Die Fischbrötchentäter setzten kurze Zeit später noch einen drauf und deponierten eine Bombenattrappe im Eingang des Bauamts. Die Attrappe enthielt 400 Gramm TNT-Sprengstoff, aber keinen Zünder. Dafür gab es einen anonymen Brief: "Hartlieb, du korruptes Schwein. Verpiss dich aus unserem Amt", zitierte der Staatsanwalt vor dem Landgericht Stralsund.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft sollten die Übergriffe auch in diesem Fall der Einschüchterung dienen. Hartlieb ist seit dem Überfall im Juli 2012 krankschrieben und steht unter Polizeischutz. Die mutmaßlichen Fisch-Mafiosi schweigen bisher zu den Vorwürfen. Gegen den Bekannten, in dessen Auftrag die Drei gehandelt haben sollen, laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Bislang sind knapp 50 Zeugen geladen.

Quelle: ntv.de

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