Grubenunglück in der Türkei Retter suchen noch Hunderte Kumpel
14.05.2014, 05:14 Uhr
Türkische Bergwerke gelten nicht unbedingt als sicher.
(Foto: AP)
Den Rettern im türkischen Soma läuft die Zeit davon: Nach einem Grubenunglück werden über 200 Tote geborgen, Hunderte weitere sitzen noch in der Falle. In der Türkei werden Vorwürfe gegen die Regierungspartei AKP laut.
Bei dem schweren Unglück in einem Kohlebergwerk im Westen der Türkei sind nach Angaben von Energieminister Taner Yildiz mindestens 201 Arbeiter ums Leben gekommen. 80 Bergleute seien verletzt in Krankenhäuser gebracht worden, Hunderte seien weiterhin unter Tage eingeschlossen. 363 sind insgesamt lebend aus der Grube geholt. Zum Unglückszeitpunkt waren 787 Kumpel unter Tage, so Yildiz. Es sei zu befürchten, dass die Zahl der Todesopfer weiter steigen werde, meinte der Minister. Die Eingeschlossenen befinden sich in zwei Kilometern Tiefe etwa vier Kilometer vom Eingang entfernt.
Eine vermutlich durch einen defekten Trafo ausgelöste Explosion hat die Grube erschüttert und Stollen einstürzen lassen. Der Aufzug funktioniert nicht mehr, weil die komplette Stromversorgung des Betriebs unterbrochen ist. Laut Yildiz ist der Brand in der Grube noch immer nicht unter Kontrolle. Dichter Rauch behindert die Rettungsarbeiten in der Mine, die bei Soma in der Provinz Manisa liegt.
Die Rettungskräfte versuchten, den Schacht zu belüften. Vor Ort hieß es, es hätten sich zwei Luftblasen gebildet. Zu der einen hätten die Bergungskräfte Zugang. In der anderen seien die Kumpel aber von jeder Hilfe abgeschnitten.
Vorwürfe gegen AKP werden laut
Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan sagte eine geplante Auslandsreise nach Albanien ab. Er will nun an den Ort des Unglücks reisen. Mehrere Oppositionsparteien schickten Delegationen nach Soma. Verzweifelte Angehörige der Opfer warten vor einem Krankenhaus auf Informationen.
Die Bergwerksgesellschaft teilte mit, die letzten Sicherheitsüberprüfungen habe es vor zwei Monaten gegeben. Türkische Medien berichteten, die Regierungspartei AKP habe im vergangenen Monat eine Forderung der Opposition nach Überprüfung der Zeche zurückgewiesen. Ein Bergmann sagte dazu: "Es gibt in diesem Bergwerk keine Sicherheit. Die Gewerkschaften sind Marionetten."
Für den linken Gewerkschaftsbund DISK ist das Unglück ein "Massaker", wie der Vorsitzende Kani Beko sagt. In Gruben wie in der von Soma seien ganze Ketten von Subunternehmern am Werk, die nicht vernünftig kontrolliert würden. Sicherheitsvorschriften würden außer Acht gelassen: "Es geht nur um den Gewinn."
In der Türkei kommt es immer wieder zu tödlichen Grubenunfällen. Mehrfach gab es in den vergangenen Jahren Verstöße gegen Sicherheitsbestimmungen oder es wurden veraltete Arbeitsgeräte eingesetzt. Das folgenschwerste Unglück der vergangenen Jahrzehnte ereignete sich 1992 in einem Bergwerk in der Provinz Zonguldak. Dort starben bei einer Gasexplosion 263 Menschen.
Quelle: ntv.de, jog/ame/ppo/AFP/dpa