Panorama

NPD auf der Flutwelle Wie sich Apfel und Co. als Helfer inszenieren

Neuerdings auch im sportlichen Flut-Freizeit-Dress: NPD-Chef Holger Apfel.

Neuerdings auch im sportlichen Flut-Freizeit-Dress: NPD-Chef Holger Apfel.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

So schlimm das Hochwasser auch ist, sie werden überall gelobt: die Freiwilligen, die beim Aufräumen helfen und Flutopfer unterstützen. Auch Neonazis mischen sich unter die Helfer. Sie wollen die Flut gezielt für ihre Propaganda nutzen.

Holger Apfel strahlt in die Kamera. Der NPD-Chef und Fraktionsvorsitzende im sächsischen Landtag präsentiert sich als Fluthelfer. "Praktische Katastrophenhilfe" und "Nationale Solidarität" nennt das der braune Funktionär. In einem Aufruf wendet sich Apfel an "Kameraden und Kameradinnen" und andere Anhänger der Partei und fordert von seinen Gesinnungsgenossen, Flutopfer zu unterstützen. Und so mischen sich die völkischen Nationalisten dieser Tage unter die Fluthelfer und gehen zwischen Sandsäcken und Gummistiefeln auf Wählerfang.

Auf der Internetseite der "Deutschen Stimme", dem Presseorgan der NPD, bietet die Partei auch T-Shirts für die Helfer an. "Zieh an! Pack an!" lautet der Slogan. Der Aufdruck "Nationale Solidarität - Fluthelfer 2013" ist eingefasst in ein Zahnrad - dass dieses Emblem nur zufällig Ähnlichkeit mit dem der nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterfront aufweist, ist bei einer Partei wie der NPD, deren Symbole immer wieder denen der Nationalsozialisten gleichen, zu bezweifeln. Auch Apfel trägt dieses T-Shirt.

Die Flut wird genutzt, um gegen alles zu wettern

Für die NPD kommt die Flut wie bestellt. Das wird nicht nur beim aktuellen Motiv auf der Zeitschrift des NPD-nahen "Bildungswerks für Heimat und nationale Identität" deutlich. Das Cover zeigt eine Welle mit der Unterschrift "Jetzt kommt die Flut". Auf der Internetseite der NPD wird betont, die Wahl des Titelbildes sei bereits vor der Flut erfolgt. Mit der Flut kommt die braune Propaganda. Es wird agitiert und gezetert, getwittert und gefacebookt. Auf den Internetseiten der Landesverbände wettert man gegen Versäumnisse der Regierung beim Schutz gegen die Flut, gegen bürokratischen Hürden und unzureichende Hilfsgelder.

Allein ein Thema lässt auch die Rechtsradikalen schwärmen: "Die Deutschen haben noch das Zeug zur nationalen Schutz- und Solidargemeinschaft", heißt es auf der Facebook-Seite. Nicht nur die NPD bekommt bei soviel "nationaler Solidarität" feuchte Augen. Auch der Jugendverband der NPD, die Jungen Nationaldemokraten (JN) nutzen das Krisenszenario gezielt zur Selbstdarstellung. Auf ihrer Homepage frönt der völkische Nachwuchs unter dem Titel "(R)Echte Kerle packen an" der Fluthilfe. Ein Bild zeigt Apfel-Zögling Andy Knape, seit 2008 Landesvorsitzender der JN Sachsen-Anhalt und Bindeglied zwischen NPD und Kameradschaften, wie er in Magdeburg stolz einen halb gefüllten Sandsack in den Händen hält und mit sonnenverbranntem Gesicht in die Kamera lächelt. Ein zweites zeigt den stadtbekannten Neonazi Knape und Madgeburgs SPD-Oberbürgermeister Lutz Trümper händeschüttelnd. Auch in Dresden geben sich die Rechten volksnah. Menschen aus Dresden berichten auch von Fluthelfern in mit Runen verzierter Thor-Steinar-Klamotte, eine in der neonazistischen Szene beliebte Marke.

In Krisensituationen haben die Rechtsradikalen leichtes Spiel

"In der Vergangenheit hat die NPD immer wieder solche Krisen genutzt, um sich selbst darzustellen", sagt Michael Nattke vom Kulturbüro Sachsen. Die Partei wolle mithilfe des Images der Anpackerpartei den Menschen über andere Inhalte als denen eines rassistischen Weltbildes nahe kommen. "Die Menschen denken dann: Die sind ja gar nicht so schlimm und rassistisch." Besonders in Krisensituationen haben die Rechtsradikalen leichtes Spiel, meint Nattke. "Wenn die Zuschüsse nach der Flut nicht kommen, hat die NPD einfache Antworten. Dann wird einmal das steuerfinanzierte Asylbewerberheim in der Nähe genannt und schon ist gesellschaftlicher Unfriede gesät".

"Die NPD nutzt die Fluthilfe als Trittbrett", meint auch Sören Herbst, für die Grünen Mitglied des Landtags von Sachsen-Anhalt. An Kleidung und Auftreten habe er einige Helfer in Magdeburg als Neonazis identifizieren können. Mit Aufschriften wie "Festungsstadt Magdeburg" hätten sie sich klar zu erkennen gegeben. "Die Kameraden haben versucht, organisiert aufzutreten und die Flut gezielt für Propaganda genutzt. Im Sinne von: 'Wir sind hier als nationale Opposition, stehen an vorderster Front'", sagt der Magdeburger.

Die NPD versucht die Flut und ihre Nachwehen gezielt für eigene Zwecke zu instrumentalisieren und agitiert in vermeintlich volksnaher Manier. Besonders im Hinblick auf den 17. Juni, den Tag des Arbeiteraufstandes in der DDR, den die NPD mit einem Aufmarsch unter dem Motto "Heimat bewahren" begeht, könnte sie sich eine bessere Image-Kampagne als die Flut kaum wünschen.

Quelle: ntv.de

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