Neue Zensur für Kinder-TV in Russland "Hase und Wolf" haben Glück
01.09.2012, 15:39 UhrEr raucht Kette, trinkt Bier und läuft Dosen tretend in einem zerschlissenen Marine-Shirt durch die Gegend: der Wolf, Hauptfigur der Serie "Hase und Wolf" ("Nu, Pogodi!"). Die Zeichentrickfigur mit Kultstatus dürfte eigentlich nicht zu den in Russland neu eingeführten Kinderschutzzeiten ausgestrahlt werden - doch ein kleiner Trick machts möglich.
Der beliebte Zeichentrick-Wolf von "Hase und Wolf" ist trotz der neuen russischen Fernseh-Zensur zum Schutz der Kinder landesweit auf den Bildschirmen erschienen. Der Wolf ist die Hauptfigur der Serie "Nu, Pogodi!" ("Na, warte!"), die in Russland seit Sowjet-Zeiten Kultstatus besitzt. Der Wolf und seine Serien-Gefährten seien zum nationalen Kulturerbe erklärt worden, teilte die russische Medienaufsicht mit. So könne er auch zu den neu eingeführten Kinderschutzzeiten ausgestrahlt werden.
Eigentlich müsste der Fernseh-Rabauke mit seinem Verhalten auf der höchsten von fünf neuen Zensurstufen eingeordnet werden. Diese erlaubt keine Ausstrahlung vor 23 Uhr. Das Gesetz gilt seit dem 1. September für Fernsehen, Radio, russische Webseiten und teilweise auch Zeitungen. Es schreibt vor, dass Kinder keine Gewalt zu sehen oder Schimpfwörter zu hören bekommen dürfen. Selbst die Kleinkindserie "Pu der Bär" ist von dem Gesetz bedroht. Denn das gefräßige Tier stibitzt hin und wieder Honig - zu unmoralisch, um es Kindern zuzumuten.
Die Medienaufsicht verteidigt das Gesetz als Hilfestellung für überforderte Eltern. Doch dem staatlichen Kindersender bereite das Gesetz allerlei Probleme, sagt dessen Direktorin Tatjana Tsiwarewa. Das schwierigste seien die Schimpfwörter. "Wir haben eine Liste verbannter Wörter", sagt Tsiwarewa. Manche 40-Minuten-Sendung sei um fünf Minuten gekürzt worden, um weiter morgens gesendet werden zu dürfen. Nur der Wolf und seine Kumpels dürfen - dank des Tricks mit dem Kulturerbe-Status - weiterhin ganztägig paffen und Bier bechern.
Quelle: ntv.de, sni/AFP