Vorwürfe gegen KKH-Allianz Kranke zu Kündigung gedrängt?
31.10.2012, 08:17 Uhr
Der Vorwurf gegen die Krankenkasse wird nun geprüft.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die gesetzlichen Krankenkasse KKH-Allianz soll schwer kranke Mitglieder im Rahmen einer großangelegten Telefonaktion zum Kassenwechsel gedrängt haben. Entsprechende Vorwürfe bestätigten sowohl Versicherte als auch Mitarbeiter dem ZDF. Sozialverbände reagieren empört.
Nach Vorwürfen gegen die Krankenkasse KKH-Allianz wegen ihres Umgangs mit schwer kranken Mitgliedern hat der Sozialverband SoVD "umfangreiche Aufklärung" gefordert. "Das Wohl des Patienten muss immer Vorrang haben vor finanziellen Interessen der Krankenversicherungen", sagte SoVD-Präsident Adolf Bauer der in Hannover erscheinenden "Neuen Presse".
Nach einem Bericht des ZDF-Magazins "Frontal 21" sollen schwer kranke Mitglieder telefonisch zur Kündigung gedrängt worden sein. Der Vorstand der KKH hat nach Angaben einer Sprecherin eine interne Prüfung veranlasst. "Geldeintreiberei per Telefon hat Finanzhai-Charakter. Gerade Ältere verunsichert so ein Vorgehen enorm", sagte SoVD-Präsident Bauer. "Dafür gibt es das normale schriftliche Mahnverfahren. Hier sollte mit Umsicht vorgegangen werden."
Der Vorstand werde die Vorwürfe intern prüfen, sagte eine Sprecherin der in Hannover ansässigen Krankenkasse. Dem Bericht zufolge sollen Mitarbeiter der KKH-Allianz und betroffene Versicherte solche Telefongespräche bestätigt haben. Nach Angaben der Krankenkasse ging es bei den Telefonaten jedoch um nicht gezahlte Zusatzbeiträge. Die KKH-Allianz hat rund 1,8 Millionen Versicherte.
Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar kritisierte in dem Beitrag die Krankenkasse. Es könne nicht sein, dass Menschen aus der gesetzlichen Krankenkasse gedrängt würden, weil sie möglicherweise zu teuer seien. Hunderte Versicherte wurden dem Bericht zufolge kontaktiert und die Gesprächsinhalte detailliert festgehalten.
Die KKH-Allianz hatte von März 2010 bis Februar 2012 einen Zusatzbeitrag erhoben. Ein kleiner Teil der Mitglieder zahlte nicht, die Kasse musste den Zusatzbeitrag laut gesetzlicher Regelung aber eintreiben. "Ziel der Telefonate war es, ausstehende Zusatzbeiträge einzuholen. Dies galt ausnahmslos für alle Schuldner und unabhängig von Alter, Geschlecht, Krankengeschichte oder sonstigen Kriterien", teilte die KKH-Allianz mit.
Inzwischen hätten 97 Prozent der Mitglieder den Zusatzbeitrag bezahlt. "Ausdrücklich weisen wir hier noch einmal darauf hin, dass es nicht Ziel unserer Telefonate war, Mitglieder zum Kassenwechsel zu bewegen." Die Kündigungsquote sei bei den Telefonaten geringer gewesen als bei schriftlichen Mahnungen.
Quelle: ntv.de, dpa